Donnerstag, 19. März 2020

Brief 868 vom 7.4.45


 Mein liebster Ernst!                                                                                               7.4.45      

 Von gestern Nachmittag war nicht mehr viel zu berichten, darum konnte ich davon auch keinen Brief schreiben. Ich hatte meine Wäsche aufgehängt, die ich auch fast trocken bekommen habe. Dann haben wir noch gebadet.  Ich hatte doch Setzzwiebeln bekommen. Ich habe nun zu Vater gesagt, er soll sich auch welche besorgen, ich setze sie ihm dann auf ein besonderes Beet. Er kann sie dann selber ernten. Er hat nun auch welche gebracht.  Heute Morgen bin ich zeitig aufgestanden und habe zu putzen angefangen. Ich mußte ja von der ganzen Woche nachholen, denn in den letzten Tagen bin ich garnicht dazu gekommen. Immer hatte ich anderes zu tun.  Zu Mittag war ich dann endlich mit dem meisten fertig. Am Nachmittag habe ich noch eingekauft. Ich bin gleich mit dem Rad gefahren, da war ich bald wieder daheim und kontne das Abendbrot richten. Wir hatten Kartoffelsalat mit Kresse, dazu Schwarzbrötchen und hinterher noch Jeder 3 Quarkkeulchen. Da sind wir gut satt geworden. Morgen mittag gibt es Kartoffeln, Festtagskraut und Hackfleisch.  Als ich heute in der Stadt war, las ich in der Zeitung, daß Leipzig wieder angegriffen worden ist. Hoffentlich ist underen Angehörigen nichts geschehen. Ich bekomme ja gar keine Nachricht.  Auch von Dir kommt nun seit einer Woche kein Brief an. Und ich warte doch so darauf.  Vielleicht wird es in der nächsten Woche besser. Du weiß ja selber, wie es ist, wenn man so umsonst wartet. Man darf garnicht nachgrübeln, sonst mach man sich alles noch schwerer. Wenn Du nur noch gesund bist. Das ist meine feste Hoffnung, daß es so ist.  Morgen bleiben wir daheim Viel Flickarbeit liegt für mich bereit. Das ist eine Sonntagsarbeit. Vielleicht kommt Resi auch mit Stopfarbeit her. Die Zeit wird wieder schnell genug vergehen. Man kann nie soviel schaffen wie man wollte.  Nun laß mich schließen. In der Hoffnung, recht bald wieder einen lieben Brief von Dir zu erhalten, grüße und küsse ich Dich immer und immer wieder 

Deine Annie.

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