Mein liebster
Ernst! 7.4.45
Von gestern
Nachmittag war nicht mehr viel zu berichten, darum konnte ich davon auch keinen
Brief schreiben. Ich hatte meine Wäsche aufgehängt, die ich auch fast trocken
bekommen habe. Dann haben wir noch gebadet.
Ich hatte doch Setzzwiebeln bekommen. Ich habe nun zu Vater gesagt, er
soll sich auch welche besorgen, ich setze sie ihm dann auf ein besonderes Beet.
Er kann sie dann selber ernten. Er hat nun auch welche gebracht. Heute Morgen bin ich zeitig aufgestanden und
habe zu putzen angefangen. Ich mußte ja von der ganzen Woche nachholen, denn in
den letzten Tagen bin ich garnicht dazu gekommen. Immer hatte ich anderes zu
tun. Zu Mittag war ich dann endlich mit
dem meisten fertig. Am Nachmittag habe ich noch eingekauft. Ich bin gleich mit
dem Rad gefahren, da war ich bald wieder daheim und kontne das Abendbrot
richten. Wir hatten Kartoffelsalat mit Kresse, dazu Schwarzbrötchen und
hinterher noch Jeder 3 Quarkkeulchen. Da sind wir gut satt geworden. Morgen
mittag gibt es Kartoffeln, Festtagskraut und Hackfleisch. Als ich heute in der Stadt war, las ich in
der Zeitung, daß Leipzig wieder angegriffen worden ist. Hoffentlich ist underen
Angehörigen nichts geschehen. Ich bekomme ja gar keine Nachricht. Auch von Dir kommt nun seit einer Woche kein
Brief an. Und ich warte doch so darauf.
Vielleicht wird es in der nächsten Woche besser. Du weiß ja selber, wie
es ist, wenn man so umsonst wartet. Man darf garnicht nachgrübeln, sonst mach
man sich alles noch schwerer. Wenn Du nur noch gesund bist. Das ist meine feste
Hoffnung, daß es so ist. Morgen bleiben
wir daheim Viel Flickarbeit liegt für mich bereit. Das ist eine Sonntagsarbeit.
Vielleicht kommt Resi auch mit Stopfarbeit her. Die Zeit wird wieder schnell
genug vergehen. Man kann nie soviel schaffen wie man wollte. Nun laß mich schließen. In der Hoffnung,
recht bald wieder einen lieben Brief von Dir zu erhalten, grüße und küsse ich
Dich immer und immer wieder
Deine Annie.
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