Donnerstag, 19. März 2020

Brief 862 vom 15.3.45


 Mein lieber Ernst!                                                                                                    15.3.45   

Immer noch freue ich mich über Deine lieben Briefe, die wir heute erhielten. Du hättest den Jubel sehen müssen, als sie ankamen. Immer hatten wir uns gefragt, ob Du wohl dem Angriff auf Leip zig entkommen bist. Nun kamen diese Briefe.  Jörg meinte „man war immer so bedrückt und wußte nicht warum. Jetzt merkt mans aber. Nun bin ich wieder ganz froh und glücklich, daß Vaterle gesund ist.“ Wirklich, wir hatten uns große Sorge gemacht.  Ich war heute in der Stadt wegen Samen.  Beim Gauggel stand eine riesige Menschenmenge. Ich erfuhr dann, daß es beim Burth auch welchen gibt und bin gleich dorhin gefahren. Nicht einmal 10 Minuten mußte ich dort warten und habe doch fast alles bekommen.  In der Bücherei habe ich mir heute das Buch „Bestie Ich in Mexiko von Löhndorff geholt. Mal sehen, wie es mir gefällt.  16.3. Heute Morgen hatte ich Putzfest. Ich habe wieder einmal alle Böden gescheuert, nicht nur gewischt. Nun sollte man sie wachsen können, aber es geht auch so. Das ist ja jetzt nicht das Wichtigste.  Helga hat mir beim kochen geholfen. Sie hat fast den ganzen Kartoffelsalat allein gemacht, die Kartoffeln geholt, abgewaschen, aufs Feuer gesetzt, geschält, geschnitten und Essig und Öl drangetan. Das andere mußte ich noch tun, denn an die Gewürze traut sie sich noch nicht so heran.  Jetzt hat Helga gerade nur nachmittags oder vormittags Schule, als an den letzten Tagen der Woche. Da ist sie so froh, daß sie eine Weile Zeit zum spielen hat. Es ist jetzt auch gerade so sonniges Wetter. Man merkt den Frühling schon ein wenig. Jörg ist natürlich auch draußen zu finden. Er at wieder dseinen ganzen Auto und Motorradpark mitgenommen. Ich schrieb Dir vor ein paar Tagen, daß Jörg so oft das Bett naß macht. Jetzt haben wirs so gemacht, daß Jörg ohne Keilkissen, also flach liegt.  Seitdemmuß er nachts fast nicht mehr raus und hat auch nicht naß gemacht. Mal sehen, obs anhält. Ich und Jörg, wir wären sehr froh darüber. Er ist jetzt schon immer so froh, wenn er mir früh meldenkann, das Bett ist trocken.  Laß mich nun schließen. Bleib ganz gesund und sei auch heute wieder ganz herzlich und lieb gegrüßt und geküßt von 

Deiner Annie.

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