Mein liebster,
bester Schatz! 21.3.45
Wie ich Dir heute schon kurz mitteilte, erhielt ich 7 liebe
Briefe von Dir. Es sind die nummern 36/42 vom 8./ 14.3. Du kannst dir
vorstellen, welch riesige Freude es für mich war. Nun will ich sie Dir auch
beantworten. Ich hatte meinen vorigen
Brief gerade beendet, als ich anfing, Deine lieben Briefe zu lesen. Im ersten
las ich gleich, daß Du evtl. eine Röhre besorgen könntest und dazu die nummer
der Röhre brauchst. Ich habe sie Dir gleich noch im vorigen Brief geschrieben.
Fein wäre es ja, wenn Du eine Röhre bekämst, aber ich will mich nicht zu früh
freuen. Wir danken Dir auch sehr für
die gesandten Urlaubermarken. Du bist doch nicht böse, wenn wir sie jetzt schon
mit verwenden. Wenn man in den Wald geht, hat man doch ziemlich Hunger. Zu Brot
und Zubrot verwende ich da etliche Marken, da kkönnen wir uns was mitnehmen. Es
sind schon 640 g Weiß und 1600g Schwarzbrot und 200g Fleisch auf den Karten.
Hab also nochmals recht vielen Dank für die Übersendung. Wegen der
Rationskürzung mach Dir keine Sorgen. Wir werden uns durchschlagen wie so viele
andere auch. Heute ist es gerade einen
Monat her, seit Du weggefahren bist. Es war auch ein Mittwoch. Schon wieder ein
Monat vorbei. Wie waren doch die Tage schön, als Du hier warst und wie schwer
war der Abschied. Man darf garnicht so drüber nachdenken. Da wird einem alles
doppelt schwer. Lieber ERnst, ich wollte Dir ja auch Deine anderen Briefe
beantworten, aber ich kann es jetzt nicht mehr. Ich bin so müd. Seit 5 Uhr bin ich nun munter und morgen
wollen wir nochmals ins Holz, wenn das Wetter hält. Nimm heute also bitte mit
diesen Zeilen vorlieb. 22.3. Wir haben
uns heute etwas Zeit genommen und sind erst um 12 Uhr aus dem Wald gekommen. ¾
6 Uhr sind wir forgegangen. Wie gestern, so haben wir auch heute den Wagen voll
Holz gebracht, dazu 3 große und 1 kleinen Sack auch voll Holz. Nun haben wir
wirklich ziemlich viel da. Für den Winter reicht es natürlich noch nicht, aber
ich kann doch oft damit kochen. Morgen ruhen wir unsere Füße eimal wieder aus.
In der nächsten Woche holen wir vielleicht einmal nur Zapfen. Nachher werde ich wieder etwas Holz hacken
und versorgen. Wir wissen bald nicht mehr wohin damit. Unten im Verschlag ist
schon alles aufgeschichtet, jetzt fange ich oben an, wo die Steine stehen. Du
wirst wissen, wo ich meine. Ich würde Dir gern einmal unser vieles Holz zeigen.
Du würdest Dich sicher freuen, meinst Du nicht? Auf das neue Bild von Dir freue ich mich schon sehr, auch wenn Du
darauf unrasiert bist. Das macht fast garnichts. Von dem Rat Kauen ist noch kein Brief eingegangen. Von unseren Kartoffeln habe ich nichts
abgeben müssen. Nur die ZusatzBrotkarte (anstelle von Kartoffeln) ist
eingezogen worden. Aber ich hatte schon das meiste davon gekauft. Laß mich nun
wieder schließen. Helga fährt nachher gleich in die Schule und nimmt den Brief
mit. Bleib gesund, mein liebster Ernst
und laß Dich grüßen und küssen von ganzem Herzen von
Deiner Annie.
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