Donnerstag, 19. März 2020

Brief 865 vom 21.3.45


 Mein liebster, bester Schatz!                                                                                           21.3.45 

Wie ich Dir heute schon kurz mitteilte, erhielt ich 7 liebe Briefe von Dir. Es sind die nummern 36/42 vom 8./ 14.3. Du kannst dir vorstellen, welch riesige Freude es für mich war. Nun will ich sie Dir auch beantworten.  Ich hatte meinen vorigen Brief gerade beendet, als ich anfing, Deine lieben Briefe zu lesen. Im ersten las ich gleich, daß Du evtl. eine Röhre besorgen könntest und dazu die nummer der Röhre brauchst. Ich habe sie Dir gleich noch im vorigen Brief geschrieben. Fein wäre es ja, wenn Du eine Röhre bekämst, aber ich will mich nicht zu früh freuen.  Wir danken Dir auch sehr für die gesandten Urlaubermarken. Du bist doch nicht böse, wenn wir sie jetzt schon mit verwenden. Wenn man in den Wald geht, hat man doch ziemlich Hunger. Zu Brot und Zubrot verwende ich da etliche Marken, da kkönnen wir uns was mitnehmen. Es sind schon 640 g Weiß und 1600g Schwarzbrot und 200g Fleisch auf den Karten. Hab also nochmals recht vielen Dank für die Übersendung. Wegen der Rationskürzung mach Dir keine Sorgen. Wir werden uns durchschlagen wie so viele andere auch.  Heute ist es gerade einen Monat her, seit Du weggefahren bist. Es war auch ein Mittwoch. Schon wieder ein Monat vorbei. Wie waren doch die Tage schön, als Du hier warst und wie schwer war der Abschied. Man darf garnicht so drüber nachdenken. Da wird einem alles doppelt schwer. Lieber ERnst, ich wollte Dir ja auch Deine anderen Briefe beantworten, aber ich kann es jetzt nicht mehr. Ich bin so müd.  Seit 5 Uhr bin ich nun munter und morgen wollen wir nochmals ins Holz, wenn das Wetter hält. Nimm heute also bitte mit diesen Zeilen vorlieb.  22.3. Wir haben uns heute etwas Zeit genommen und sind erst um 12 Uhr aus dem Wald gekommen. ¾ 6 Uhr sind wir forgegangen. Wie gestern, so haben wir auch heute den Wagen voll Holz gebracht, dazu 3 große und 1 kleinen Sack auch voll Holz. Nun haben wir wirklich ziemlich viel da. Für den Winter reicht es natürlich noch nicht, aber ich kann doch oft damit kochen. Morgen ruhen wir unsere Füße eimal wieder aus. In der nächsten Woche holen wir vielleicht einmal nur Zapfen.  Nachher werde ich wieder etwas Holz hacken und versorgen. Wir wissen bald nicht mehr wohin damit. Unten im Verschlag ist schon alles aufgeschichtet, jetzt fange ich oben an, wo die Steine stehen. Du wirst wissen, wo ich meine. Ich würde Dir gern einmal unser vieles Holz zeigen. Du würdest Dich sicher freuen, meinst Du nicht?  Auf das neue Bild von Dir freue ich mich schon sehr, auch wenn Du darauf unrasiert bist. Das macht fast garnichts.  Von dem Rat Kauen ist noch kein Brief eingegangen.  Von unseren Kartoffeln habe ich nichts abgeben müssen. Nur die ZusatzBrotkarte (anstelle von Kartoffeln) ist eingezogen worden. Aber ich hatte schon das meiste davon gekauft. Laß mich nun wieder schließen. Helga fährt nachher gleich in die Schule und nimmt den Brief mit.  Bleib gesund, mein liebster Ernst und laß Dich grüßen und küssen von ganzem Herzen von 

Deiner Annie.

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