Donnerstag, 19. März 2020

Brief 809 vom 25.10.44


 Liebster Ernst !                                                                                                25.10.44     

Eigentlich sollte ich diesen Brief gestern Abend geschrieben haben, aber ich bin nicht dazu gekommen. Am Vormittag habe ich mit der Maschine genäht, am Nachmittag war ich nähen , hinterher haben wir noch im großen Garten ein bißchen aufgeräumt, Toamtenstöcke raus getan, alte Krautköpfe, die nicht waren, rausgerissen. Am Morgen hatte ich dasselbe im kleinen Garten getan.  Dann sind wir rüber gegangen und haben Abendbrot gegessen. Hinterher war ich so müd, daß ich nichts mehr tun konnte. Wir sind dann auch bald ins Bett gegangen.  Eine Freude hatte ich gestern, denn ich erhielt Deinen lieben Brief vom 14.10. Nr. 86. Daraus konnte ich ersehen, daß Du 4 Tage ins Erholungsheim des Regiments gezogen bist. Vielleicht hast Du dort ein wenig Dein Knie ausheilen lassen können.  Von den abgesandten Päckchen habe ich bisher noch keins erhalten. Wir wollen hoffen, daß alle ankommen.  An Lotte habe ich zum Geburtstag geschrieben, an Erna zum Hochzeitstag nicht. Bei uns schreibt ja auch niemand. Wenn die geschickten Bohnen ankommen, werde ich nächstes Jahr einmal diese stecken. Es kann ja nichts schaden, einmal eine neue Sort zu probieren.  Vater hilft jetzt der Paula beim mosten. Vorgestern haben sie mit ihrem und mit Vaters Wagen das Obst geholt und gestern haben sie beim Rebholz gemostet.  Ich will heute oder morgen die Brombeeren nochmals verschneiden, dann werde ich umgraben.  Gülle werde ich im klleinen Garten noch nicht rein tun, nur am Baum, denn sonst muß ich zu viel hin und her laufen. Und das kann ich noch nicht. Der Fuß tut immer sehr weh, wenn ich zu viel laufe. Evtl. rufe ich mal bei Dr. Bundschuh an, ob das normal ist. Aber ich glaube schon, denn er ist ja noch nicht gar so lange verheilt und eben noch empfindlich. Laß mich nun schließen. Hoffentlich sind Dir die 4 Erholungstage recht gut bekommen. Gut wäre es, denn es sind sicher hinterher gleich wieder große Anforderungen gestellt worden, nachdem der Russe überall angreift.  Ich grüße und küsse Dich, mein liebster Ernst, recht, recht herzlich.

 Deine Annie. 

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