Donnerstag, 19. März 2020

Brief 830 vom 21.11.44


 Mein liebster Ernst !                                                                                                      21.11.44.     

Ich hatte Dir ja schon im letzten Brief geschrieben, daß ich Deine lieben Briefe und Deine Karte vom 8./9., 10. 14.11. erhalten habe. Ich danke Dir sehr dafür. Der Brief vom 14. war in Immendingen abgestempelt worden. Ich weiß nicht, ob Ihr an diesem Tag schon wieder in Euerm Graben gewesen seid. Die Bereifung der Räder habe ich nun doch noch nicht geändert. Helga fährt schon gut auf dem Herrenrad. Wenn ich dann mal in die Stadt fahre, dann pumpe ich mir das Damenrad auf.  Bis ich wieder daheim bin hält die Luft schon noch.  Den Taschenspiegel sende ich Dir mit der nächsten Zeitungssendung mit.  Es ist gut, daß Ihr in Eurem Bunker wenigstens noch heizen könnt. Da könnt Ihr Euch vielleicht doch ab und zu wieder aufwärmen. Ein wenig Wärme tut ja so gut.  Heute Morgen schickte der Gauggel seinen Jungen nach Zigaretten. Gleichzeitig ließ er mir sagen, wenn ich Mist brauchte, könnte ich gleich welchen holen. 5 Wagen voll habe ich bekommen. Nächste Woche soll ich nochmal so viel erhalten. Da wird mir Frau Leimenstoll neidisch sein. Sie war es schon nach dem ersten ½ cbk. Aber das soll mir gleich sein. Heute hatte ich das Mist holen natürlich nicht vorgesehen und es ging hinterher ziemlich hopphopp, damit ich rechtzeitig zum nähen kam. Jetzt ist ja der Feind ins Oberelsaß bei Basel vorgedrungen. Hier hört man immer das Artilleriefeuer. Es wummert die ganze Zeit. In der Luftlinie ist es ja auch nur ca. 120 km von uns entfernt. Hoffentlich können unsere Soldaten den Vorstoß auffangen. Heute hieß es ja, sie stehen in schweren Kämpfen imt dem vordringenden Feind. Wir müssen abwarten, wie es weiter geht.  Von Papa habe ich wieder einen Rundbrief erhalten. Er schreibt darin, daß er von mir noch keinen Brief erhalten hat. Aber geschrieben habe ich. Die Briefe sind jetzt nur solange unterwegs. Sein Brief ist ja auch vom 10. Zum Schluß grüße ud küsse ich Dich wieder, mein allerliebster Ernst und bin immer 

Deine Annie.

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