Donnerstag, 19. März 2020

Brief 838 vom 2.12.44


Du liebster Ernst, bester Schatz !                                                                            2.12.44       

Nun ist Feierabend und jetzt kommt der Brief an Dich dran. Bis jetzt habe ich noch gestopft, das war wieder nötig, denn durch das nähen in dieser Woche ist viel liegen geblieben.  Heute Morgen habe ich meine Wäsche aufgehängt. Da die Sonne kam, dachte ich, sie würde vielleicht trocken. Aber das war eine trügerische Hoffnung. Die Sonne verkroch sich hinter einen Dunstschleier und dann ist die Luft immer gleich feucht.  Der Vormittag ist mit der üblichen Putzarbeit hingegangen, während Jörg einkaufen gefahren ist. Helga war ja in der Schule. Am Nachmittag war Jörg im Dienst, Helga war daheim, aber Ingrid kam zum spielen. Ich habe für morgen früh 3 Nikolause gebacken. Nikolausabend ist ja erst am Dienstag, aber da kann ich nicht extra nochmals backen. Aber einen Nikolaus essen sie gern. Also habe ich ihn statt eines Sonntagskuchens gebacken. Für morgen habe ich mir allerhand vorgenommen. Ich will wieder mal schreiben, an Papa, Siegfried, Erna , Elsa. Ob ich das schaffe? An Siegfried will ich für Weihnachten ein 100g Päckchen schicken. Ich hoffe, daß Dir das recht ist. Ich habe schon an die Weihnachtsgeschenke für die Kinder gedacht. Viel gibt es ja nicht. Ein Buch bekommt ja Jeder. Dann will ich ihnen einen Ohrenschützer stricken, der um den Kopf herumgeht. Oben über den Kopf gehen 2 gekreuzte Bänder. Vielleicht kannst Du Dirs vorstellen, wie ich es meine. Außerdem werde ich beiden Bären einen Anzug stricken. An denen hängen sie ja so sehr. Die müssen jeden Abend mit im Bett schlafen. Durch einen Anzug halt en auch gleich die Arme und Beine besser.  Morgen früh müssen wir auch zeitig aufstehen, trotzdem Sonntag ist. Jörg hat schon um 8 Uhr Führerdienst. Das kommt immer so extra, außer dem allgemeinen Dienst. Am Montag früh geht Jörg mit einigen Führern in den Wald, Tannenreisig holen für ihre Nikolausfeier. Darauf freut er sich schon mächtig.  Vater kam heute und brachte einen Rucksack voll Äpfel für uns mit. Wieviel sie kosten, wußte er noch nicht, er muß erst Paula fragen.  Doch nun bin ich schon wieder mächtig müd. Es ist ja auch schon ¼ 12. Du bist deshalb nicht böse, wenn ich jetzt Schluß mache, nicht wahr? Auch heute wieder grüße und küsse ich Dich mit viel Liebe und ganz herzlich 

Deine Annie.

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