Du liebster Ernst,
bester Schatz ! 2.12.44
Nun ist Feierabend
und jetzt kommt der Brief an Dich dran. Bis jetzt habe ich noch gestopft, das
war wieder nötig, denn durch das nähen in dieser Woche ist viel liegen
geblieben. Heute Morgen habe ich meine
Wäsche aufgehängt. Da die Sonne kam, dachte ich, sie würde vielleicht trocken.
Aber das war eine trügerische Hoffnung. Die Sonne verkroch sich hinter einen
Dunstschleier und dann ist die Luft immer gleich feucht. Der Vormittag ist mit der üblichen
Putzarbeit hingegangen, während Jörg einkaufen gefahren ist. Helga war ja in
der Schule. Am Nachmittag war Jörg im Dienst, Helga war daheim, aber Ingrid kam
zum spielen. Ich habe für morgen früh 3 Nikolause gebacken. Nikolausabend ist
ja erst am Dienstag, aber da kann ich nicht extra nochmals backen. Aber einen
Nikolaus essen sie gern. Also habe ich ihn statt eines Sonntagskuchens
gebacken. Für morgen habe ich mir allerhand vorgenommen. Ich will wieder mal
schreiben, an Papa, Siegfried, Erna , Elsa. Ob ich das schaffe? An Siegfried
will ich für Weihnachten ein 100g Päckchen schicken. Ich hoffe, daß Dir das
recht ist. Ich habe schon an die Weihnachtsgeschenke für die Kinder gedacht.
Viel gibt es ja nicht. Ein Buch bekommt ja Jeder. Dann will ich ihnen einen
Ohrenschützer stricken, der um den Kopf herumgeht. Oben über den Kopf gehen 2
gekreuzte Bänder. Vielleicht kannst Du Dirs vorstellen, wie ich es meine.
Außerdem werde ich beiden Bären einen Anzug stricken. An denen hängen sie ja so
sehr. Die müssen jeden Abend mit im Bett schlafen. Durch einen Anzug halt en
auch gleich die Arme und Beine besser.
Morgen früh müssen wir auch zeitig aufstehen, trotzdem Sonntag ist. Jörg
hat schon um 8 Uhr Führerdienst. Das kommt immer so extra, außer dem
allgemeinen Dienst. Am Montag früh geht Jörg mit einigen Führern in den Wald,
Tannenreisig holen für ihre Nikolausfeier. Darauf freut er sich schon
mächtig. Vater kam heute und brachte
einen Rucksack voll Äpfel für uns mit. Wieviel sie kosten, wußte er noch nicht,
er muß erst Paula fragen. Doch nun bin
ich schon wieder mächtig müd. Es ist ja auch schon ¼ 12. Du bist deshalb nicht
böse, wenn ich jetzt Schluß mache, nicht wahr? Auch heute wieder grüße und
küsse ich Dich mit viel Liebe und ganz herzlich
Deine Annie.
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