Mein liebster Mann
! 19.11.44 Sonntag
Gestern habe ich
nicht geschrieben. Ich hatte ziemlich viel zu tun und morgen kann ich den Brief
auch besser in die Stadt bringen. Ich habe gestern nun den Garten fertig
umgegraben. Das freut mich. Nun kann ich mit größerer Ruhe meine Arbeiten im
Haus tun. Einen Kuchen habe ich für heute auch wieder gebacken, einen
Apfelkuchen mit Quarkguß Die Alarme
fangen jetzt auch wieder an, nachdem wir eine ganze Weile Ruhe gehabt haben. Da
muß man am besten wieder alle Sachen in den Keller tun, denn so schnell kann
man garnicht alles in den Keller tun, wie die flieger da sind. Ge stern kam
Jörg so spät vom Dienst heim. Helga fragte oben bei Büsings, ob der Richard
schon da sei. Der war schon daheim und sagte, Jörg sei noch im Führerdienst. Da
soll der Jörg später mal HJ Führer werden.
Den Arbeitseinsatz hat ja Jörg schon aufgegeben, als er wieder in die
Schule mußte. Das ist die Beantwortung einer Frage aus Deinem lieben Brief Nr.
109 vom 8.11., den ich gestern erhielt. Ich habe das ganz vergessen vorhin zu
schreiben. Jetzt schaffen nur noch die
14 17 jährigen, die sonst in die
höheren Schulen gehen. Für diese hat der Unterricht noch nicht wieder begonnen.
Unsere Fahrradpumpe war erst kaputt. Bei den Anschlußstellen zischte die Luft
heraus. Man konnte das Rad nicht mehr damit aufpumpen. Nun haben wir aber einen
neuen Schlauch bekommen. Ich habe nicht
gewußt, daß Du denJ.B auch noch von Papa bekommst. Doppelt hat es natürlich
keinen Wert. In letzter Zeit war die Besorgung der Zeitung nicht so schwer.
Meist war eine Stellvertreterin für die Frau Mauch da. Auch ist dieser jetzt
der Mann gefallen. Da war sie auch nicht mehr so giftig, wenn sie mal selber
verkaufte. Aber wie gesagt, wenn Du die Zeitung doppelt erhältst, werde ich sie
nicht mehr schicken, dafür ab und zu die BoRu.
Jörg hat die Bretter nicht mit der großen Säge zersägt, sondern mit
seiner eigenen kleinen, die er zum Geburtstag bekommen hat. Dadurch macht es
ihm doch erst richtigen Spaß. Helga hat wirklich Freude am Sticken. Nur gibt es
jetzt leider kein Stickgarn. Sie braucht nur noch die Reste auf, die ich da
habe. Heute haben wir die Sachen für
die Weihnachtspäckchen für Dich fertig gemacht. Die Päckchen werden wir morgen
oder übermorgen wegschaffen. Ach Ernst, man schämt sich fast, daß man nur so
wenig schicken kann. Was sind schon zwei so kleine Päckchen. Aber Du weißt ja,
daß man nicht mehr schicken darf. Höchstens noch ein paar 100 g Päckchen. Und
das werden wir auch tun. Vor einigen
Tagen waren die Kinder beim Zahnarzt zum nachschauen. ER hat aber gesagt, die
Zähne seien noch gesund. Sie hätten scheinbar ein gutes Gebiß. Sie sollen in
einem halben Jahr wieder nachsehen lassen.
Helga mußte jetzt einen Aufsatz über Pilze schreiben. U.a.schrieb sie:“
in unserem Pilzbüchlein steht, daß die Meinung viel verbreitet aber irrig sei,
man sollte die Pilze abschneiden. Die Stümpfe würden abfaulen und auch das
Pilznetz unter der ERde übergreifen.
Man soll die Pilz vielmehr abdrehen.“ Da hat sie fast Krach mit dem
Lehrer Riester bekommen. Er hat gesagt, das sei Schwindel und erlogen. Helga
hat ihm dann das Buch mitgenommen. Da hat er gesagt, dann stände es eben falsch
in dem Buch. Ein Kind aus der Nachbarklasse hatte geschrieben, daß im Biologiebuch
ihres Bruders steht, man soll die Pilze abdrehen. Das Mädel hat genau das
gleiche Theater erlebt. Wir haben also
bisher doch immer recht getan, wenn wir die Pilze abgedreht haben. Der Lehrer
Riester ist mir ja nicht maßgebend. Gedacht hatte ich erst auch, man müßte sie
abschneiden, aber die so ein Buch schreiben, die werden es doch sicher richtig
wissen. Was meinst Du dazu? Nun laß
mich schließen. Bleib immer ganz gesund und laß Dich herzlich grüßen und küssen
von
Deiner Annie.
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