Donnerstag, 19. März 2020

Brief 829 vom 19.11.44


Mein liebster Mann !                                                                                  19.11.44 Sonntag    

Gestern habe ich nicht geschrieben. Ich hatte ziemlich viel zu tun und morgen kann ich den Brief auch besser in die Stadt bringen. Ich habe gestern nun den Garten fertig umgegraben. Das freut mich. Nun kann ich mit größerer Ruhe meine Arbeiten im Haus tun. Einen Kuchen habe ich für heute auch wieder gebacken, einen Apfelkuchen mit Quarkguß  Die Alarme fangen jetzt auch wieder an, nachdem wir eine ganze Weile Ruhe gehabt haben. Da muß man am besten wieder alle Sachen in den Keller tun, denn so schnell kann man garnicht alles in den Keller tun, wie die flieger da sind. Ge stern kam Jörg so spät vom Dienst heim. Helga fragte oben bei Büsings, ob der Richard schon da sei. Der war schon daheim und sagte, Jörg sei noch im Führerdienst. Da soll der Jörg später mal HJ Führer werden.  Den Arbeitseinsatz hat ja Jörg schon aufgegeben, als er wieder in die Schule mußte. Das ist die Beantwortung einer Frage aus Deinem lieben Brief Nr. 109 vom 8.11., den ich gestern erhielt. Ich habe das ganz vergessen vorhin zu schreiben.  Jetzt schaffen nur noch die 14  17 jährigen, die sonst in die höheren Schulen gehen. Für diese hat der Unterricht noch nicht wieder begonnen. Unsere Fahrradpumpe war erst kaputt. Bei den Anschlußstellen zischte die Luft heraus. Man konnte das Rad nicht mehr damit aufpumpen. Nun haben wir aber einen neuen Schlauch bekommen.  Ich habe nicht gewußt, daß Du denJ.B auch noch von Papa bekommst. Doppelt hat es natürlich keinen Wert. In letzter Zeit war die Besorgung der Zeitung nicht so schwer. Meist war eine Stellvertreterin für die Frau Mauch da. Auch ist dieser jetzt der Mann gefallen. Da war sie auch nicht mehr so giftig, wenn sie mal selber verkaufte. Aber wie gesagt, wenn Du die Zeitung doppelt erhältst, werde ich sie nicht mehr schicken, dafür ab und zu die BoRu.  Jörg hat die Bretter nicht mit der großen Säge zersägt, sondern mit seiner eigenen kleinen, die er zum Geburtstag bekommen hat. Dadurch macht es ihm doch erst richtigen Spaß. Helga hat wirklich Freude am Sticken. Nur gibt es jetzt leider kein Stickgarn. Sie braucht nur noch die Reste auf, die ich da habe.  Heute haben wir die Sachen für die Weihnachtspäckchen für Dich fertig gemacht. Die Päckchen werden wir morgen oder übermorgen wegschaffen. Ach Ernst, man schämt sich fast, daß man nur so wenig schicken kann. Was sind schon zwei so kleine Päckchen. Aber Du weißt ja, daß man nicht mehr schicken darf. Höchstens noch ein paar 100 g Päckchen. Und das werden wir auch tun.  Vor einigen Tagen waren die Kinder beim Zahnarzt zum nachschauen. ER hat aber gesagt, die Zähne seien noch gesund. Sie hätten scheinbar ein gutes Gebiß. Sie sollen in einem halben Jahr wieder nachsehen lassen.  Helga mußte jetzt einen Aufsatz über Pilze schreiben. U.a.schrieb sie:“ in unserem Pilzbüchlein steht, daß die Meinung viel verbreitet aber irrig sei, man sollte die Pilze abschneiden. Die Stümpfe würden abfaulen und auch das Pilznetz unter der ERde übergreifen.  Man soll die Pilz vielmehr abdrehen.“ Da hat sie fast Krach mit dem Lehrer Riester bekommen. Er hat gesagt, das sei Schwindel und erlogen. Helga hat ihm dann das Buch mitgenommen. Da hat er gesagt, dann stände es eben falsch in dem Buch. Ein Kind aus der Nachbarklasse hatte geschrieben, daß im Biologiebuch ihres Bruders steht, man soll die Pilze abdrehen. Das Mädel hat genau das gleiche Theater erlebt.  Wir haben also bisher doch immer recht getan, wenn wir die Pilze abgedreht haben. Der Lehrer Riester ist mir ja nicht maßgebend. Gedacht hatte ich erst auch, man müßte sie abschneiden, aber die so ein Buch schreiben, die werden es doch sicher richtig wissen. Was meinst Du dazu?  Nun laß mich schließen. Bleib immer ganz gesund und laß Dich herzlich grüßen und küssen von 

Deiner Annie.

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