Du herzliebster Ernst ! 25.2.45
Sonntag Eigentlich sollte der beiliegende Brief schon heute
Morgen fortkommen. ABer es ist nich dazu gekommen. Wir sind etwas später
aufgestanden. Nachdem wir Frühstück gegessen und etwas aufgeräumt hatte, (Helga
hat die Kinderbetten gemacht) ging ¾ 11 Uhr Alarm los. Es kamen viele
Flugzeuge, u#immer und immer wieder welche. Der Alarm zog sich bis ¼ 4 Uhr hin.
Während einiger Pausen , als man nichts hörte, habe ich Kartoffeln geschält,
den Hackbraten gemacht und später haben wir gegessen. Nach dem Alarm haben wir
dann aufgeräumt. Jörg ist zum spielen raus gegangen. Helga hat in der Wohnung
gespielt. Sie hatte gestern so fleißig Aufgaben gemacht, damit sie heute einmal
spielen könnte. Sie hat sich wie am vergangenen Sonntag angezogen, dann hat sie
ihre ganzen Puppengeschirre geholt und wollte kochen. Eine Kartoffel bekam sie,
etwas Hackfleisch hatte sie sich aufgehoben, dann gab ich ihr noch ein bißchen
süßen Quark und 1 Brot. Dann hat Helga den Apfel von Dir mit Jörg geteilt. Da
ihr dies alles noch nicht langte, hat sie das ganze Schränkchen ausgekramt. 1
bittere Mandel, einige Wacholderbeeren, 1 Süßstoff, etwas Senf und etwas Mohn
hat sie noch ans Licht gebracht. Damit hat sie fabelhaftes Essen bereitet. Kartoffeln mit Hackfleisch und Senf
überbacken, geröstetes Brot, Apfelschnitze mit Quark und Brotwürfel mit süßer
Milch. Ist das vielleicht nichts? Helga war den ganzen Nachmittag über richtig
glücklich. Jörg war mit seinen Freunden
im Vorraum. Da haben sie geschnitzt. Da nach ihrer Meinung nicht das richtige
Holz da war, wollten sie schnell in den Wald gehen und welches holen. So schnell
ist es dann doch nicht gegangen. Sie haben noch so im Wald gespielt. Da es
heute ziemlich kühl war, kam Jörg ganz durchfroren heim. Aber es hat ihm so gut
gefallen. Ich habe während des ganzen
Nachmittags Strümpfe gestopft. Bei Deinem Hiersein hast Du ja meine volle
Flicktruhe gesehen. Ca. 15 Paar Strümpfe habe ich gestopft. Dann war der
Nachmittag rum. Als Jörg heim kam,
haben wir gleich ABendbrot gegessen. Vorhin haben wir noch aufgeräumt und nun
sitze ich beim schreiben, Helga malt für Jörg Germanen für sein Einbaumboot und
Jörg schneidet sie aus. Dabei hören wir auf das Radio von Leimenstolls. Für die
Kinder ist bald Schlafenszeit, schon nach 9 Uhr. Als ich heute Deine Jacke ausbürstete, fand ich 50 Pfennig darin.
Ich habe sie mit in meine Kasse genommen, womit Du hoffentlich einverstanden
bist. Denkst Du auch noch an den
vorigen Sonntag? Morgens hatte sich
Resi für den Nachmittag angesagt. Wir hatten ziemlich zu tun und Du fragtest,
ob wir wohl fertig würden. Resi kam gerade einige Minuten zu früh, aber es
klappte dann doch alles und der Nachmittag war sehr schön geworden. Das ist nun
schon wieder eine Woche her. Wenn ich Dich doch hier her holen könnte, Du
allerliebster Ernst. Die Kinder wollen noch einen Gruß unter den Brief
schreiben. Laß mich deshalb schließen. Mit vielen lieben und innigen Grüßen und
Küssen bin ich immer
Deine Annie.
Liebes
Vaterle! Ich gehe jetzt gerade
ins Bett. Aber ich will Dir doch noch einen Gruß mitschicken. Viele Grüße und
Küsse und Gute Nacht Deine Helga.
Liebes Vaterle! Auch von mir noch viele Grüße und 100 000 000 Küsse von
Deinem Jörg.
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