Donnerstag, 19. März 2020

Brief 857 vom 5.3.45


 Mein liebster Ernst!                                                                                                  5.3.45    

Wie immer, so ist auch heute von dem Tag, an dem ich nähen gehe, nicht viel zu berichten. Der Vormittag geht mit der alltäglichen Arbeit schnell dahin. Der Nachmittag ist mit nähen ausgefüllt. Dann bleibt nur noch der Abend.  Als ich heim kam, habe ich das Essen, das ich am Mittag angekocht in die Kochkiste gestellt hatte, herausgeholt und wir hatten schon unser Abendbrot. Es gab Wirsing. Die Kinder haben hinterher ihre Aufgaben gemacht, besonders Helga, da sie heute 2 mal Unterricht hatte, von 8  12 und 2  4 Uhr. Ich habe gestrickt und schon ist es Zeit zum schlafengehen. Nur aufräumen muß ich noch fertig. Morgen muß Helga auch wieder von 8  12 und 3  5 Uhr in die Schule. Ich finde es viel. 2 mal in die Stadt und wieder heim fahren und abends noch Aufgaben. Jetzt wollen sie scheinbar alles nachholen, was bisher ausfallen mußte.  6.3. Der Vormittag ist heute mit schustern vergangen. Die Schuhe von Jörg waren sehr kaputt. Helgas Schuhe mußten genäht werden, bei meinen mußten Lederstückchen drauf. Nun ist es auch schon ½ 12 Uhr und ich muß das Essen fertig kochen. Es gibt Rahmkartoffeln.  Von Papa kamen heute Zeitungen vom 26.1.  und ein Brief vom 19.2. an. Von Dir wieder nichts. Aber wenn erst die Briefe vom 19.  kommen, so kann ich ja auch noch nicht damit rechnen. Es heißt wieder warten.  Leider ist der Winter wieder bei uns eingekehrt. Es schneit. Das ist jetzt weniger schön. Aber ändern kann man ja nichts daran. Das einzige gute ist dabei, daß die Flieger nicht so kommen. In der Nacht hatten wir ja wieder Voralarm, aber es kam bald Entwarnung.  Laß mich nun schließen, Du liebster, bester Ernst. Bleib immer gesund und laß Dich herzlich und fest grüßen und immer wieder küssen von 

Deiner Annie. 

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