Mein liebster Ernst! 20.3.45
Nachdem ich auf einmal mehrere Briefe von Dir bekommen
hatte, hat mich die Post scheinbar wieder vergessen, denn ich warte jetzt
wieder einmal vergeblich. Meine letzten
Briefe waren immer ziemlich kurz. Du mußt das entschuldigen. Aber Du hast ja
gelesen, daß ich ziemlich viel Arbeit hatte und habe. Da wirst Du mir sicher
nicht böse sein. Ich bin ja so froh, daß ich einmal einen guten Holzplatz
gefunden habe, da möchte ich es auch ausnutzen. Morgen fahre ich vielleicht
einmal mit den Kindern mit dem Wagen hinaus. D.h., wenn das Wetter gut ist. Es
hat sich heute etwas bewölkt. Es waren heute zwar noch andere Leute an dem Platz,
aber ich denke, daß wir schon noch was finden werden. Am Nachmittag war ich ja wieder beim nähen. Davon ist nich viel
zu berichten. Es ist ja immer das gleiche. Wir haben uns ganz schön unterhalten
bei der Arbeit. 21.3. 5 Uhr morgens Einen ganz frühen Morgengruß
bekommst du heute. Ich bin vorhin gerade aufgestanden. ½ 6 Uhr wecke ich die
Kinder und um 6 Uhr ziehen wir los. Ich schlafe doch sonst gern, aber jetzt
habe ich ein richtiges Holzfieber, oder wie ich es nennen soll. Im Traum sehe
ich kleines und großes und dürres und anderes Holz. Ich habe heute Nacht nur
halb geschlafen. Es ist so, als ob man einen Ausflug machen wollte und schaut
deshalb auf die Uhr, damit man nicht verpaßt.
Wenn ich mit dem Rad fortgefahren bin, kam ich manchmal an Soldaten
vorbei, die scheinbar genau so untergebracht sind wie Ihr. Sie standen dann mit
hochgeschlagenen Mantelkragen und hin und her trapfend an der
Gulaschkanone. mittags 12 Uhr. Vorhin sind wir heim gekommen. Wir hatten
den Wagen voll Holz und einen kleinen Sa ck mit Zapfen und 2 kleinere Wurzeln.
Wir freuen uns riesig, daß wir so viel gefunden haben. Im Haus möchten sie gar
zu gern wissen, wo wir waren, aber ich bin froh, daß ich auch einmal einen
guten Holzplatz habe. Die anderen haben ja auch schon so viel Holz. Als wir heim kamen, fanden wir 7 Briefe von
Dir vor, vom 8./14.3. Ich muß sie erst noch lesen und beantworte sie heute
abend. Ich möchte nur, daß dieser Brief heute mit fort kommt. Laß mich jetzt schließen und sei recht
herzlich gegrüßt und geküßt von
Deiner Annie.
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