Mein liebster Ernst
! 11.11.44
Diese Woche hat mich
die Post aber ganz verlassen. Nicht einen Brief habe ich von Dir erhalten.
Hoffentlich wird es nächste Woche besser. Schade ist nur, daß am Sonntag nicht
ausgetragen wird, da könnte man sich darauf freuen. So muß ich eben noch
warten. Den ganzen Tag über hat es wieder
Schneetreiben. Gern ist man nicht for gegangen. Viel hatten wir auch nicht zu
besorgen, sodaß wir in der Wohnung bleiben konnten. Die Kinder mußten natürlich
in die Schule. Nach langer Zeit habe ich heute wieder mal einen Kuchen
gebacken, einen Tassenkuchen (2 Tassen Gries, 2 Tassen Zucker usw.) Aussehen
tut er gut. Vielleicht schmeckt er auch so.
Ich konnte heute verschiedenes schaffen, was noch liege geblieben war,
waschen und bügeln und nun kommt noch das Stricken dran. 1 Paar Strümpfe habe
ich fast angestrickt. Heute mittag fab
es Kartoffeln mit Senfsoße und Fisch von Dir. Am Abend gab es Bratkartoffeln,
Brötchen mit Leberwurst, Butter. Als
ich am Mittwoch aus dem Nähen kam, kamen mir die Kinder schon entgegen und
sagte, daß V2 eingesetzt sei. Man wußte
ja da noch nicht genau wie sie wirkt. Wenn man aber jetzt hört, daß sie
schneller ist als der Schall, so ist das schon allerhand. Wenn gar keine
Warnung gegeben werden kann, so muß das doch sehr nervös machen. Man lebt doch
dann dauernd in Spannung. Hier haben wir uns sehr über die neue Waffe
gefreut. 12.11. Den Kuchen haben wir
nun zur Hälfte gegessen. Er war wirklich gut. Man soll also doch mal was neues
probieren. Am Vormittag hatte ich mit kochen zu tun. Wir hatten Kartoffeln,
Krautwickel (auf Wunsch der Kinder) Johannisbeerkompott. Dann hatten wir uns
noch Bratäpfel gemacht. Gleich nach dem Essen kam Ingrid. Sie will mit den
Kindern spielen. Gerade jetzt sitzen alle Drei am Tisch und spielen Schwarzer
Peter und SchnippSchnapp. Ich werde jetzt noch stricken. Es ist nun Abend geworden. Die Kinder haben
noch mit den Puppen gespielt. Jörg hat sich aus einigen Decken eine „Wohnung“
gebaut. Ich mußte direkt froh sein, daß ich noch am Tisch sitzen konnte. Helga und
Ingrid saßen nämlich auch auf Decken. Nun haben wir inzwischen schon Abendbrot
gegessen. Es gab Einbrennsuppe mit gerösteten Brotwürfeln, dann Bratkartoffeln
und Butterbrot. Ich habe am Nachmittag
wieder 1 Paar Strümpfe angestrickt. Bei den zu kleinen Strümpfen schneide ich
die Spitze ab und stricke etwas länger an. So können sie die Kinder diesen
Winter wieder tragen. REsi geht jetzt
auch 2 mal in der Woche schaffen. Sie feilt. Wie Ingrid sagte, sei sie froh,
daß sie nicht nähen gehen müßte. Anbei
sende ich Dir zwei Zeitungsausschnitte. Das Glattfelden liegt bei Eglisau. Wo
Diessenhofen liegt, weißt Du ja, eine Weile hinter Stein a.Rh. Das Rheinfelden
liegt gegenüber des bad. Rheinfelden. Wummern haben wir es hören, als
angegriffen wurde. Nun laß mich
schließen. Ich hoffe, daß ich recht bald wieder einen Brief von Dir erhalte.
Mit vielen lieben Grüßen und Küssen bin ich immer
Deine Annie.
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