Donnerstag, 19. März 2020

Brief 822 vom 10.11.44


Mein lieber Mann !                                                                                              10.11.44      

 Post habe ich auch heute nicht erhalten. Ich soll eben nicht zu sehr verwöhnt werden, sonst meine ich, es muß sein, daß immer ein lieber Brief von Dir kommt.  Am Morgen habe ich neune Lebensmittekarten geholt. Hinterher bin ich noch in die Stadt gefahren und habe zwei I.B. von den letzten beiden Wochen erhalten. Da kann ich sie Dir nur wieder schicken.  Tagsüber hatte ich mit putzen zu tun, denn das muß ja auch sein. An den übrigen Tagen komme ich sowieso nicht mehr so dazu. Als ich gerade fertig war, klingelt es und ein Mädel stand vor der Tür:“Einen schönen Gruß von Frau Hagenauer und ob sie so gut sein wollten und für Herr Rosche die Äpfel beim Steurer zu holen.“ Vater hatte nämlich schon einmal die Karte von Paula bekomme, aber da gab es kein Obst. Heute wurde nun gerade verteilt. Ehe Vater dazu gekommen wäre, hätte es ja wieder eine Weile gedauert. Dazu war heute scheußliches Wetter, Schneetreiben. Liegen geblieben ist er nicht, aber durch den starken Wind ist der Schnee einem nur so ins Gesicht gepeitscht worden. Jörg wollte mich nicht allein fahren lassen (Helga war im Turnen) und so sind wir zusammen mit dem Rad fort. Wir habenn die Äpfel Vater dann gleich gebracht. In der Reichenaustraße haben wir laufen müssen. Wir sind mit dem Rad nicht vorwärts gekommen. Dann war Vater nicht mal daheim.  Wir haben die Äpfel dann bei der Hermine abgegeben. Froh waren wir , als wir daheim waren. Da war es auch so gemütlich warm.  Ich habe dann gleich das Abendessen fertig gemacht, es gab Quarkkeulchen mit Apfelkompott. Zu Mittag hatten wir Wirsing mit Wurst. Helga kam dann heim. Ihr war es auch gleich mollig, denn wir hatten ihr schon die Schuhe gewärmt. Nach dem Abendessen hat Helga und ich gestrickt. Helga strickt an Söckchen für sich. Ich mache die Strümpfe der Kinder größer. Die Strumpffüßlinge sind zu klein geworden. Da stricke ich an, denn die Längen sind noch sehr gut und Wollreste habe ich noch da. Jörg hat mit seinen Schlauchbooten gespielt. Nun sind unsere Lauser ins Bett gegangen. Ich folge bald nach.  Ach so, zu Mittag habe ich noch die Dahlien rausgemacht und das kleine Beet vorm Haus umgegraben. Die lila Sternblumen habe ich auch abgeschnitten. Jetzt muß ich nur noch im Garten ein STück umgraben, sobald der Boden etwas trocken geworden ist. Ich freue mich, daß ich mit aller Arbeit so gut zurecht gekommen bin.  Laß mich nun wieder schließen. Ich bin mit meinen Gedanken immer bei Dir und grüße und küsse Dich herzlich und fest 

Deine Annie.

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