Mein lieber Mann
! 10.11.44
Post habe ich auch heute nicht erhalten. Ich
soll eben nicht zu sehr verwöhnt werden, sonst meine ich, es muß sein, daß
immer ein lieber Brief von Dir kommt.
Am Morgen habe ich neune Lebensmittekarten geholt. Hinterher bin ich
noch in die Stadt gefahren und habe zwei I.B. von den letzten beiden Wochen
erhalten. Da kann ich sie Dir nur wieder schicken. Tagsüber hatte ich mit putzen zu tun, denn das muß ja auch sein.
An den übrigen Tagen komme ich sowieso nicht mehr so dazu. Als ich gerade
fertig war, klingelt es und ein Mädel stand vor der Tür:“Einen schönen Gruß von
Frau Hagenauer und ob sie so gut sein wollten und für Herr Rosche die Äpfel
beim Steurer zu holen.“ Vater hatte nämlich schon einmal die Karte von Paula
bekomme, aber da gab es kein Obst. Heute wurde nun gerade verteilt. Ehe Vater
dazu gekommen wäre, hätte es ja wieder eine Weile gedauert. Dazu war heute
scheußliches Wetter, Schneetreiben. Liegen geblieben ist er nicht, aber durch
den starken Wind ist der Schnee einem nur so ins Gesicht gepeitscht worden.
Jörg wollte mich nicht allein fahren lassen (Helga war im Turnen) und so sind
wir zusammen mit dem Rad fort. Wir habenn die Äpfel Vater dann gleich gebracht.
In der Reichenaustraße haben wir laufen müssen. Wir sind mit dem Rad nicht
vorwärts gekommen. Dann war Vater nicht mal daheim. Wir haben die Äpfel dann bei der Hermine abgegeben. Froh waren
wir , als wir daheim waren. Da war es auch so gemütlich warm. Ich habe dann gleich das Abendessen fertig
gemacht, es gab Quarkkeulchen mit Apfelkompott. Zu Mittag hatten wir Wirsing
mit Wurst. Helga kam dann heim. Ihr war es auch gleich mollig, denn wir hatten
ihr schon die Schuhe gewärmt. Nach dem Abendessen hat Helga und ich gestrickt.
Helga strickt an Söckchen für sich. Ich mache die Strümpfe der Kinder größer.
Die Strumpffüßlinge sind zu klein geworden. Da stricke ich an, denn die Längen
sind noch sehr gut und Wollreste habe ich noch da. Jörg hat mit seinen
Schlauchbooten gespielt. Nun sind unsere Lauser ins Bett gegangen. Ich folge
bald nach. Ach so, zu Mittag habe ich
noch die Dahlien rausgemacht und das kleine Beet vorm Haus umgegraben. Die lila
Sternblumen habe ich auch abgeschnitten. Jetzt muß ich nur noch im Garten ein
STück umgraben, sobald der Boden etwas trocken geworden ist. Ich freue mich,
daß ich mit aller Arbeit so gut zurecht gekommen bin. Laß mich nun wieder schließen. Ich bin mit meinen Gedanken immer
bei Dir und grüße und küsse Dich herzlich und fest
Deine Annie.
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