Du mein allerliebster Schatz! 28.2.45
Vom Morgen hatte ich Dir ja im vorigen Brief schon
geschrieben. Wir hatten Holz gehackt
und die Hauspäne eingeschüttet. Am Nachmittag war ich nun im nähen. Davon ist
ja immer nicht viel zu berichten. Man tut eben seine Arbeit, unterhält sich
vielleicht etwas dabei und schon ist der Nachmittag herum. Unterbrochen wird er
meist nur duch mehrmaligen Voralarm. Auch heute wieder. Vorhin habe ich noch große Wäsche
eingeweicht, d.h, allzu groß ist sic nicht. Ich kann in einem Tag gut damit
fertig werden. Vater kam vorhin auch noch mit seinen Sac hen, als wir gerade
beim Abendbrot saßen. Jetzt sitzt er neben mir und liest Zeitung. Die Kinder
sitzen auch am Tisch und lesen in einem Buch. So ist es ganz friedlich hier.
Nur Du fehlst , Du weißt garnicht wie sehr. Dein Bild schaue ich immer wieder
an und ich wünsche sehr, daß recht bald ein lieber Brief von Dir eintrifft,
damit ich weiß, Du bist gut angekommen. Aber auch damit die Verbindung zwischen
Dir und uns wieder hergestellt isT. Ich
sehen mich so danach. Heute vor einer Woche bist Du früh weggefahren und es
ging so schnell, daß wir Dich nicht mehr sahen. Ach Ernst, wenn ich Dich nur
wieder herholen könnte. Wenn es nur ginge. Ob Du wohl schon wieder von Leipzig
fort bist? Vielleicht kannst Du doch noch eine Weile dort sein. Und vielleicht
bekomme ich nun doch bald einen Brief von Dir.
Gel, ich habe nur lauter Wünsche. Aber ich will auch nicht undankbar
sein. Es waren doch wunderschöne Tage, die wir zusammen verlebten. Wie vielen
ist das jetzt nicht vergönnt. Es ist jetzt
¾ 12 Uhr. Wir haben Voralarm. Man hört
auch mehrere Flieger. Die Kinder habe ich einstweilen noch im Bett gelassen.
Ich gehe immer mal zur Haustür um zu horchen Vielleicht kann ich auch bald
wieder schlafen gehen. 1.3. Der Alarm
hatte nicht sehr lange gedauert. Heute
Morgen las ich in der Zeitung, daß Wohngebiete von Leipzig angegriffen worden
sind. Du kannst Dir vorstellen, daß ich in großer Sorge um Dich bin. Gestern
Nacht hatte ich solch schweren Traum, der mich ganz niederdrückte und heute
steht nun noch vom Angriff was in der Zeitung. Ich gäbe sonst was drum, wenn
ich jetzt die Nachricht von Dir hätte, daß Du gesund bist. Du mußt doch gesund
sein, Du mein liebster, allerliebster Ernst. Das ist doch mein allergrößter
Wunsch. Laß mich nun wieder schließen,
Du mein allerliebster Mann, und laß Dich herzlich grüßen und immer und immer
wieder küssen von
Deiner Annie.
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