Donnerstag, 19. März 2020

Brief 826 vom 15.11.44


 Mein liebster Schatz!                                                                                              15.11.44 

Denk Dir, heute habe ich im nähen mein erstes Geld verdient. Vom 16.10. 30.10. sind es 7,70 MkDoch ein großer Ver dienst. Vielleicht lachst Du auch, wenn Du es liest. Aber gefreut habe ich mich doch darüber.  Vorübergehend gibt es jetzt keine Hefe mehr. Nur, was sie noch da haben, dürfen die Bäcker noch verkaufen. Da konnte ich noch für 5 Pfennig erwischen. Davon  habe ich heute gleich einma Rohrnudeln gemacht. Dazu Kompott. Das war ein gutes Mittagessen. Die Kinder waren auch riesig begeistert. Als ich vom Nähen kam, war keine Krume mehr da. Mittwochs könne wir ja nicht zusammen essen, da Helga erst um 1 Uhr aus hat in der Schule. Am Nachmittag haben die Kinder zusammen einen Spaziergang nach der Stadt gemacht und den gestrigen Brief an Dich weggeschafft. Ehe sie gingen, haben sie mich erst mal besucht.  An Alice habe ich eine Karte zum Geburtstag geschrieben. Auf meinen vor längerer Zeit geschriebenen Brief habe ich ja auch noch keine Antwort erhalten. An den Tagen, an denen ich beim Nähen war, weiß ich fast nichts zu schreiben.  Ob ich da abgespannt bin? Ich glaube aber mehr, er macht, weil ich ja immer das gleiche erlebe und dann kommen wir auch abends später zum essen und aufräumen. Hinterher bin ich dann schon müd. Sei mir deshalb nicht böse, wenn es auch heute kein besonders schöner Brief geworden ist. Ich bleibe mit vielen lieben Grüßen und Küssen immer 

Deine Annie.

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