Donnerstag, 19. März 2020

Brief 797 vom 8.10.44


Mein liebster Schatz !                                                                                          8.10.44      

Es ist Sonntagabend. Die Tage sind jetzt immer bald vorbei, nachdem es schon gleich nach 6 Uhr dunkel wird. Am Morgen sind wir nicht so spät aufgestanden. Ich kann in den letzten Nächten schlecht schlafen, träume schwer und bin früh ganz zerschlagen. Da bin ich immer froh, wenn Morgen ist.  Wir haben ziemlich zeitig Mittag gegessen, sodaß wir den Nachmittag noch vor uns hatten. Die Kinder sind hinters Haus zum spielen gegangen. Es war ganz schön warm und sonnig. Ich habe Radio gehört und dabei gestopft und gestrickt.  Als mir heute einmal der Fuß besonders weg tag, habe ich die Binde abgewickelt. Da sah ich, daß die obere Wunde zugewachsen ist. Natürlich noch nicht ganz fest, aber sie war doch zu. Warum sie da zwar weher tut als erst ist mir auch unbegreiflich. Aber vielleicht hängt das mit dem Heilen zusammen. Jedenfalls bin ich froh, daß sie zu ist.  Ich hatte jetzt einen Schal für Jörg in Arbeit. Damit bin ich heute fertig geworden. Nun fange ich ein Paar Handschuhe für mich an.  Gestern hatte ich die Kinder gefragt, ob wir einen Kuchen für heute kaufen wollten oder ob ich heute Abend Rohrnudeln machen sollte. Sie haben sich für letzteres entschieden und so haben wir am Abend Rohrnudeln gegessen. Das war wieder gut. Den gestrigen Brief schicke ich mit diesem zusammen weg. Heute fährt doch kein Schnellzug und hier bei uns wird der Briefkasten nicht geleert.  Den Priemelstock von Dir habe ich jetzt an der Seite auf dem Küchenfenster stehen.  Er hat sich wieder schön rausgemacht und bekommt sogar neue Blüten. Das macht mir große Freude. Wie jeden Tag, so schicke ich Dir auch heute zum Schluß wieder recht viele liebe Grüße und Küsse. 

Deine Annie.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen