Mein liebster Schatz ! 8.10.44
Es ist Sonntagabend. Die Tage sind jetzt immer bald vorbei,
nachdem es schon gleich nach 6 Uhr dunkel wird. Am Morgen sind wir nicht so
spät aufgestanden. Ich kann in den letzten Nächten schlecht schlafen, träume
schwer und bin früh ganz zerschlagen. Da bin ich immer froh, wenn Morgen
ist. Wir haben ziemlich zeitig Mittag
gegessen, sodaß wir den Nachmittag noch vor uns hatten. Die Kinder sind hinters
Haus zum spielen gegangen. Es war ganz schön warm und sonnig. Ich habe Radio
gehört und dabei gestopft und gestrickt.
Als mir heute einmal der Fuß besonders weg tag, habe ich die Binde
abgewickelt. Da sah ich, daß die obere Wunde zugewachsen ist. Natürlich noch
nicht ganz fest, aber sie war doch zu. Warum sie da zwar weher tut als erst ist
mir auch unbegreiflich. Aber vielleicht hängt das mit dem Heilen zusammen.
Jedenfalls bin ich froh, daß sie zu ist.
Ich hatte jetzt einen Schal für Jörg in Arbeit. Damit bin ich heute
fertig geworden. Nun fange ich ein Paar Handschuhe für mich an. Gestern hatte ich die Kinder gefragt, ob wir
einen Kuchen für heute kaufen wollten oder ob ich heute Abend Rohrnudeln machen
sollte. Sie haben sich für letzteres entschieden und so haben wir am Abend
Rohrnudeln gegessen. Das war wieder gut. Den gestrigen Brief schicke ich mit
diesem zusammen weg. Heute fährt doch kein Schnellzug und hier bei uns wird der
Briefkasten nicht geleert. Den
Priemelstock von Dir habe ich jetzt an der Seite auf dem Küchenfenster
stehen. Er hat sich wieder schön
rausgemacht und bekommt sogar neue Blüten. Das macht mir große Freude. Wie
jeden Tag, so schicke ich Dir auch heute zum Schluß wieder recht viele liebe
Grüße und Küsse.
Deine Annie.
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