Mein liebsterErnst! Konstanz, 22.12.42
Vom heutigen Tag ist nicht viel zu berichten. Ich war immer
daheim. Erst habe ich aufgeräumt, dann etwas gewaschen, gebügelt, Essen fertig
gemacht. Es gab Kartoffelpuffer mit Backobst. Nach dem Essen habe ich mich ans
Stopfen gesetzt. Da ist doch immer was zu tun. Später habe ich wieder Schuhe
repariert. Wegen Schuhen hat Jörg heute auch feste Wichse bekommen. Ich habe
ihm schon immer gut zugeredet, er soll ein Bisschen vorsichtig damit umgehen.
Dass ab und zu mal was hin geht, das lässt sich nicht ändern, aber bei ihm
wurde es mir doch zu viel. Jeden Tag ist bald was kaputt. Und dabei sehen die
Schuhe immer aus…. Man meint, man bekommt sie nicht mehr sauber. Dabei habe ich
doch schließlich nicht so viel Schuhcreme. Man bekommt sie doch so schlecht.
Heute hatte ich ihm wieder gesagt, er soll sich mit den Schuhen in Acht nehmen,
wir hatten erst vor, Nachmittag in die Stadt zu gehen. Mittags kam er wieder
mit Schuhen heim, ich war sprachlos.
Es stellte sich nachher heraus, dass er, trotzdem ihn Helga
nochmal an sein Versprechen erinnert hat, in einem frisch ausgehobenen Graben
herum gelaufen ist. Da hatte es aber geschnappt. Hinterher sagte er dann, ich
soll es ihm nochmal verzeihen. Das ist natürlich auch geschehen und wir haben
uns bald wieder vertragen.
Helga ist am Nachmittag noch fortgegangen, um was für mich
zu kaufen. Sie hat Dir´s im beiliegenden Brief auch geschrieben, wie sie mir
sagte. Als sie heim kam, haben wir Abendbrot gegessen, dann haben wir noch ein
Weilchen zusammengesessen und haben ein Bisschen Spaß gemacht, dann musste ich
noch ein Bild malen, das Jörg ausgemalt hat. So war dann die Schlafenszeit
herangekommen. Die Kinder liegen jetzt im Bett.
Am Nachmittag kam ein Päckchen von Dir an, das Du Deinem Kameraden
mitgegeben hast. Ich öffne es zu Weihnachten. Aber danken möchte ich Dir jetzt
schon dafür.
Den Weihnachtstisch habe ich schon vorgerichtet. Die Kinder
werden sich zum Heiligen Abend sicher freuen, denn sie werden ja reichlich
beschenkt. Morgen schmücke ich den Weihnachtsbaum. Am Donnerstag wird es zu
spät, denn da wollen wir am Vormittag baden gehen. Da geht auch für die Kinder
der Tag schneller vorbei, als wenn sie immer daheim sitzen. Jörg will doch
wieder fest schwimmen. Er meint immer, er hätte es sicher nur geträumt, dass er
mit dem Schwimmgurt schon schwimmen kann. Nun will er´s wieder ausprobieren.
23.12.
Wir wollen jetzt zusammen in die Stadt gehen. Ich muss noch
den Zahnschein für Jörg besorgen, da ist doch nur morgens auf. Sonst wären wir
gestern Nachmittag gegangen. Gleichzeitig besorge ich noch die Lebensmittel,
denn morgen ist in allen Geschäften Hochbetrieb. Da mag ich nicht gehen.
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