Mittwoch, 3. Januar 2018

Brief 464 vom 9./10.12.1942


Mein liebsterMann!                                       Konstanz, 9.12.42

Wie ich Dir schon schrieb, waren wir heute im Kino in „Ferien vom Ich“. Das Buch habe ich doch. Es ist natürlich ziemlich umgemodelt, aber doch war der Film schön. Es ist ein ausgesprochen heiterer Film und alles Traurige ist weggelassen. Den Kindern hat er auch sehr gut gefallen. Nach dem Kino sind wir noch die Stadt gegangen, es war aber nichts zu sehen, da ja am Mittwochnachmittag alle Geschäfte geschlossen und deshalb auch nicht beleuchtet sind. Wir sind dann heimgegangen, haben Abendbrot gegessen und Helga ist schon um 7 Uhr ins Bett gegangen, weil sie müde war. Jörg braucht ja früh nicht immer so zeitig aufstehen, drum ist er auch munterer. Er ist ¼ 9 Uhr schlafen gegangen. Ich bin jetzt am Handschuh stricken. Die sollen doch bis Weihnachten noch fertig werden. Da muss ich mich ein wenig dazuhalten.

                                                                                                                        10.12.

Vorhin erhielt ich Dein liebes Päckchen Nr.49 mit Seife, Kölnisch Wasser und Mundwasser. Ich danke Dir sehr dafür. Das Kölnisch Wasser kann ich ja sehr gut brauchen bei Kopfweh, was ja leider öfter mal vorkommt. Ich dachte gar nicht, dass Du so etwas bekommen würdest. Du bist jedenfalls ein sehr lieber Kerl, dass Du mir die Sachen geschickt hast. Die kommen mit auf den Weihnachtstisch. Ich danke Dir ganz fest.
Heute Nachmittag gehen wir baden. Die Ingrid will wahrscheinlich mitgehen und sie wollte noch jemanden mitbringen, ebenso Jörg seine Kameraden. Ich habe aber gesagt, es ist mir gleich, wer zum Baden geht, aufpassen tu ich auf niemanden. Da wäre ja das Baden für mich eine große Hetzerei. Ich habe genug mit unseren Beiden zu tun. Ich habe doch schließlich keinen Kindergarten.
Heute Morgen war Helga einmal richtig ausgeschlafen. Das ist auch nötig, denn es geht ihr jetzt, wie mir früher, dass ihr der Schulranzen zu schwer zum Tragen ist. Sie ist eben jetzt in der Entwicklung. Jörg hatte es wieder gut, er hat bis ½ 9 Uhr geschlafen.
Nun laß mich schließen. Sei recht oft und fest geküsst und herzlich gegrüßt von Deiner Annie.

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