Mein liebsterErnst! Konstanz, 18.12.42
Heute Morgen brachte mir der Briefträger von Dir, aber durch
Herrn Türk geschickt, 120.-Mk. Auf 100.-Mk. war ich ja gefasst, aber für was
sind die restlichen 20.-Mk. Soll ich da was besorgen oder sind die auch noch
für uns? Das musst Du mir noch schreiben. Ich danke Dir heute nochmals dafür,
dass Du uns ein so großes Geschenk machst. Aber nicht wahr, lieber Ernst, wenn
Du ja was davon brauchen solltest, weil Du doch, als Du das Geld
fortschicktest, noch nicht gewusst hast, dass Du jetzt nicht mehr zu
reichliches Essen bekommst und Dir vielleicht, wenn Du etwas bekommst, etwas
kaufen musst, so schreibe es mir. Aber ganz bestimmt.
Von Papa kam ein großer Einschreibebrief, darin waren 1 Paar Stoff-Fausthandschuhe und ein Reclambändchen für Dich. Papa schreibt, sie hätten 2 Pakete an uns abgesandt, da wären aber die Handschuhe und das Heft nicht mehr reingegangen, darum würden sie die Sachen extra schicken. Wenn Du die Handschuhe brauchen kannst, schicke ich sie Dir nach Weihnachten mit zu.
Von Papa kam ein großer Einschreibebrief, darin waren 1 Paar Stoff-Fausthandschuhe und ein Reclambändchen für Dich. Papa schreibt, sie hätten 2 Pakete an uns abgesandt, da wären aber die Handschuhe und das Heft nicht mehr reingegangen, darum würden sie die Sachen extra schicken. Wenn Du die Handschuhe brauchen kannst, schicke ich sie Dir nach Weihnachten mit zu.
Heute Nachmittag erhielt ich Deinen lieben Brief vom 6.12.
Es war gerade der Nikolaustag. Wie kann ich mich ärgern, dass Dein
Nikolausbrief an die Kinder, von dem Du
wieder schreibst, nicht angekommen ist. Aber glaubst Du, es wird bestimmt so
sein, jemand hat vielleicht den Brief gegen das Licht gehalten und das Geld
gesehen. Darum haben sie ihn weggenommen. Ich kann mir nun fast nicht mehr
denken, dass er noch ankommt. Es ist ja sehr schade drum.
Es ist ja gut, dass Du den Kopfschützer bisher noch nicht
gebraucht hast, denn, als Du den Brief schriebst, war er ja noch nicht bei Dir.
Da hättest Du also frieren müssen, wenn die Kälte groß gewesen wäre. Es kann ja
sein, dass Du inzwischen doch noch hast frieren müssen, denn die Päckchen
werden nicht viel vor Weihnachtendort ankommen und Kurt sagt, dass es bei ihnen
ziemlich kalt war. Viel danken brauchst Du mir nicht, dass ich Dir den
Kopfschützer gemacht habe (wenn ich mich auch darüber freue) denn ich habe Dich
doch lieb und da macht es mir viel Freude, wenn ich etwas für Dich schaffen
kann. Das darfst Du wirklich glauben.
Du machst mir da ja schöne Enthüllungen über das Bild, das
Du mir geschickt hattest. Du schreibst zwar, ich soll deshalb nicht lachen und
auch nicht so genau hinsehen, aber das habe ich nun doch getan. Aber deshalb
ist mir das Bild noch genau so lieb, höchstens dass ich ein wenig schmunzeln
muss, wenn ich es ansehe. Aber das tut Dir doch nicht weh, nicht wahr, Du
lieber Kerl?
Wenn die von Dir gesandten Zigarren ankommen, werde ich
vorsichtig mit ihnen umgehen, denn billig sind sie ja wirklich nicht. Ich werde
sie auch gut einteilen.
Heute Nachmittag war ich mit den Kindern im Märchenfilm
„Heinzelmännchen“ Außer diesem Film wurden noch 2 Filme der Hohensteiner
Puppenspieler gebracht und der Film „Der Wolf und die 7 Geißlein“. Es war alles
ganz nett. Hinterher sind wir einkaufen gegangen. Ich wollte für Jörg doch eine
Skimütze kaufen, damit er auch eine für Sonntags hat. Aber es war nichts zu
machen. Heute Morgen war ich mit Jörg, den ich von der Schule abholte, auch
schon in der Stadt. Aber wir konnten nur die Hälfte der Sachen, die wir
einkaufen wollten, bekommen, da manche Geschäfte zu hatten. Aber auch so hatten
wir mancherlei zu tragen. Bei Tengelmann habe ich auf die Sonderzuteilung 1
kleine Flasche Nordhäuser bekommen. Der ist doch sicher nicht schlecht. Ich
möchte ihn Vater schenken, da er doch sowas ganz gern trinkt.
Jetzt möchte ich Dir noch was von den Kindern erzählen. Wie
Du weißt, händeln sich doch unsere Kinder manchmal. So auch gestern, als Kurt
da war. Er sagte: „was seid ihr denn für Kinder?“ Als Kurt fort war, sagte ich
zu den Kindern „Seht ihr, so bös seid ihr, immer müsst ihr euch zanken.“ Da
meinte Helga „Warum wollen sie denn da alle Briefe von uns?“ (Siegfried hatte
doch vor kurzem auch geschrieben, sie sollten ihm mal schreiben.)
Im Radio wurde ein Stück von Haydn gespielt. Helga fragte,
wie er denn mit Vornamen heißt. Ich kam einfach nicht drauf. Wir sprachen von
was anderem, am nächsten Morgen sagte Jörg plötzlich „ Haydn heißt Josef mit
Vornamen.“ Ich habe mich direkt gewundert, dass er sich deshalb Gedanken
gemacht hat. Mir kam auch so der Gedanke, wie viel doch die Kinder schon
kennen, von was wir früher keine Ahnung hatten. Das Radio macht doch viel aus. Ich wundere mich manchmal, was für
Lieder und auch Musikstücke die Kinder schon kennen. Es schadet ja nichts.
Wir waren heute Nachmittag auch einmal in der
Weihnachtsausstellung der HJ. Aber da ist wirklich geschafft worden. Was es da
nicht alles gibt und wirklich schöne Sachen. Mehrere hundert Stück, wenn da
reicht, ich glaube, es geht schon in die Tausend. Pferdchen, Bären, Hunde,
Panzer, Pferde mit Wagen, Flieger, Burgen, Tankstellen, Puppen, Wagen,
Schaukeln, Wiegen, Puppenküchen, Bausteine, also kurzum alles, was sich denken
lässt. Die Ausstellung hat auch zu manchem Anstoß gegeben. Jörg hat sich heute
Abend gleich hingestellt und hat sich eine Tankstelle gemacht. Rollen hatten
wir ein paar da, dazu noch 2 viereckige Brettchen oben und unten, an der Seite
ein Stück Bindfaden als Schlauch, das Ganze angemalt und ARAL draufgeschrieben,
schon ist sie fertig. Natürlich habe ich Bisschen beim Sägen helfen müssen.
Helgas Wagen haben wir übrigens auch geändert. Es ist eine Wiege daraus
geworden. An dem Korb sind unten 2 Kleiderbügel befestigt. Das gibt eine prima
Wiege und es nimmt nicht so viel Platz weg.
Nun lass mich wieder schließen. Es ist schon wieder spät
geworden. Der Brief ist nicht ganz so geworden, wie ich ihn gern gehabt hätte,
aber ich habe heute einen benommenen Kopf. Mir ist es heute nicht ganz gut und
da weißt Du ja, dass ich da öfter Kopfweh habe. Nimm also so vorlieb.
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