Mein liebster Ernst! Konstanz,
23.7.42
Heute bekam ich Deinen lieben Brief vom 11.7. Wenn es so
gekommen ist, wie du dachtest, werde ihr ja heute schon lange unterwegs, evtl.
schon an eurem neuen Ort sein. Die Fahrerei wird sicher nicht leicht gewesen
sein. Wenn bei Euch solches Wetter ist, wie hier, meist Regen, werden ja die
Straßen unergründlich sein. Bei uns in der Zeitung sieht man immer wieder Bilder
vom Vormarsch, und man meint, alles müsste stecken bleiben. Umso mehr muss man
immer wieder über die Leistungen staunen, die vollbracht werden.
Du machst mir so einige Vorschläge, wo wir hin gehen sollen
mit Erna, und es freut mich, dass Du dasselbe meinst, was ich mir so ausgedacht
hatte. Wenn nur das Wetter noch besser wird.
Du hast Dich gewundert, dass ich so selbständig war und
einfach 1.Klasse im Dampfer gefahren bin. Ja, weißt du, wenn ich mit dem
Pfennig rechnen muss, richte ich mich ein. Aber da es nicht ganz so knapp
zuging, meinte ich, wir könnten´s uns mal ein wenig schöner machen. Man muss ja
selbständig werden, wenn man immer alleine ist.
Gestern war ich doch im Film. „Ein falscher Fuffziger“ wurde
gespielt, mit Adele Sandrock, Theo Lingen usw. Es war ganz schön. Die Kinder
haben mich abgeholt und wir sind dann langsam heimgegangen. Eigentlich wollte
ich noch schreiben, aber Vater kam noch, da ist nichts draus geworden. Heute
Morgen war ich in der Stadt und habe Zeitungen für Dich besorgt. „Das Reich“
schicke ich gleich nachher mit fort, die anderen morgen, damit die Post nicht
so viel auf einmal bekommt. Morgen früh muss ich wieder zu Tengelmann fahren,
da gibt es sicher Bonbons. Da habe ich noch was für Jörg. Er rechnet ja schon
immer aus, wieviel Tage es noch bis zum Geburtstag sind. Außerdem warten
natürlich beide jetzt auf Erna. Ich bin heute auch schon beim restlichen
putzen, denn die letzten 2 Tage werde ich schlecht dazu kommen. Morgen gibt es
ja Lebensmittelkarten, die muss ich holen und anzumelden sind sie auch noch.
Und am Samstag will ich doch einen Kuchen backen. Die Tage werden schnell
vorbei sein.
Ich kann heute schlecht schreiben. Vorhin habe ich mir
nämlich den rechten Daumen eingeklemmt. Das brennt ziemlich.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen