Dienstag, 25. Juli 2017

Brief 377 vom 15.7.1942


Mein lieber, guter Ernst !                                                     Konstanz, 15.7.42

Heute bekam ich schon Deinen lieben Brief vom 10.7., den Du wahrscheinlich einem Kameraden mitgegeben hast. Das Wichtigste ist ja, dass Du wahrscheinlich jetzt schon nicht mehr in M. bist, sondern dass Ihr ziemlich vorgerückt seid. Es interessiert mich sehr, wo du wohl jetzt hin gekommen bist.
Ich glaube ja auch, dass die Postbeförderung wohl nun nicht mehr so regelmäßig sein wird. Das wird mir schwer werden, aber man muss es eben hinnehmen. Wenn Du nur gesund bleibst, das ist das Wichtigste.
„Das Reich“ schicke ich dir also auch weiterhin. Ich freue mich, dass ich das kann, und dass du es nicht bei Papa bestellt hast.
Zum Baden sind wir seit Freitag noch nicht wieder gekommen, denn es ist immer kühl gewesen und heute hat es den ganzen Tag geregnet. Eine Badegelegenheit hattet Ihr also auch, aber jetzt wird es wohl schon wieder damit vorbei sein, wenn Ihr dort fortgekommen seid.
Um den Garten bin ich auch sehr froh, man hat doch Manches, was man sonst gar nicht zu sehen bekäme. Man kann sich auch immer mal mit was helfen.
Inzwischen haben die Kinder ja nun an dich geschrieben und ich glaube, du freust dich sicher darüber.
Ich weiß ja nun nicht, ob du damit einverstanden bist, dass ich deinen Brief an Papa zurückgehalten habe. Es ist sonst alles recht, nur weil du schreibst, dass es am besten ist, wir führen eine glatte Trennung herbei, habe ich ihn nicht wegschicken wollen, wo doch Siegfried sich einstweilen soweit geeinigt hat. Aber das habe ich dir ja schon mitgeteilt und vielleicht ist deine Antwort, was ich da tun soll, schon unterwegs.
Das Güllen hat schon viel Arbeit gemacht, aber es war nötig. Den Kartoffeln merkt man es an, dass sie keinen Mist bekommen haben, die haben gar nicht so richtig üppig geblüht. Sobald ich einige Kartoffeln raus gemacht und dadurch Platz bekommen habe, hole ich dieses Jahr Schweinemist.
Fuchsen willst du mich also auch, indem du schreibst, dass die Änderung in der Wohnung eigentlich schon lange fällig gewesen sei. Ich habe diesmal wirklich nur zugesehen, dass ich ein bißchen mehr Platz bekomme.
Ich habe heute drei Gläser Erbsen und Möhren sterilisiert. Ich bin gespannt, ob sie sich halten. Freuen würde es mich schon.
Nun gehe ich schlafen, es ist schon um 11 Uhr. Vielleicht träume ich von dir. Das würde mich freuen. Ich grüße und küsse dich wieder recht herzlich  Deine Annie.

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