Sonntag, 2. Juli 2017

Brief 367 vom 30.6./1.7.1942


Mein liebster Ernst!                                                                           Konstanz, 30.6.42

Immer ist es jetzt spät abends, wenn ich zum Schreiben komme. Aber bei Tag habe ich jetzt immer ziemlich zu tun. Heute Morgen habe ich Geld geholt, eingekauft. Ich hatte dir doch geschrieben, dass wir vor einiger Zeit Holzkläpperle für Jörg gekauft haben. Die waren inzwischen schon wieder kaputt. Heute habe ich für Helga ein paar gute bekommen können. Nach diesem Muster habe ich nun die Oberteile für Jörg´s Kläpperle gemacht, so dass er sie auch wieder anziehen kann. Er hat sich gefreut, als er heute Mittag heim kam, ebenso natürlich Helga. Am Nachmittag habe ich 4 Pfund Johannisbeeren gepflückt. 2 Pfund habe ich Zwischenlage zu einem Griespudding verwendet, der unser Abendbrot darstellte, die anderen 2 Pfund habe ich gerade vorhin zu Marmelade eingekocht. Vorm einkochen habe ich noch unsere Wäsche gewaschen, denn ich bekam den Waschhausschlüssel schon etwas früher. Das habe ich gleich ausgenutzt. Morgen früh muss ich doch für Vater die Rente holen. Da vergeht auch einige Zeit. Da habe ich dann nur noch seine Wäsche zu waschen und unsere aufzuhängen.
Als ich beim Johannisbeeren pflücken war, rief ich die Kinder und fragte, ob sie Zeit hätten. Als sie bejahten, sagte ich zu ihnen, dann sollten sie mal so viele Johannisbeeren essen, wie sie können. Da haben sie sich aber an die Büsche gekauert und gegessen. Als sie nicht mehr konnten, hat Jörg gleich eine Tüte geholt und hat sie für sich und Helga gefüllt. Er hat gedacht, die Gelegenheit muss er ausnutzen. Bis jetzt haben wir ca. 10 Pfund Johannisbeeren geerntet, ohne die, die wir so vom Strauch gegessen haben. Es sind aber noch ziemlich viel drüben. Das ganz kleine Stachelbeerbäumchen trägt dieses Jahr auch ca. 2 Pfund Beeren. Ich habe es kräftig stützen müssen. Mit den Erdbeeren ist es so ziemlich fertig. Es hat etwas über 30 Pfund gegeben.

1.      Juli
Heute sind es nur noch drei Tage bis zu deinem Geburtstag. Hoffentlich hast du wenigstens unseren Brief bekommen, dass du an diesem Tage nicht ohne einen Gruß von uns bist.
Ich muss nun in die Stadt fahren und schließe deshalb. Ich grüße und küsse dich recht herzlich Deine Annie.

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