Sonntag, 18. Juni 2017

Brief 357 vom 18.6.1942


Mein lieber Mann!                                                              Konstanz, 18.6.42

Seit gestern hat sich das Wetter wieder gebessert, darum habe ich mit den Kindern heute Nachmittag gleich im Garten geschafft. Vor allen Dingen dem Unkraut haben wir den Kampf angesagt. Es war sehr viel da. Aber zu dritt läßt sich´s ganz gut schaffen. Vom letzten Spinat, der nun abgeerntet ist, habe ich das Stück Beet noch umgegraben, ebenso das Stück vom Salat. Darauf kommt Grünkohl, sobald die Setzlinge groß genug sind.
Heute Morgen habe ich wieder einige Zeitungen für Dich besorgt und abgeschickt. Zu Mittag haben wir Kurt noch an der Bahnschranke gewinkt. An den Petershauser Bahnhof sind wir nicht mitgegangen, da Paula dort war, nur die Kinder haben sich dort noch von Kurt verabschiedet. Viel gesehen haben wir ja Kurt auch in diesem Urlaub nicht, aber er wohnte ja schließlich bei Paula und kann sich auch nicht zweiteilen. Die Hauptsache, daß es eine Erholung für ihn war. Sachen habe ich ja noch ziemlich von ihm hier liegen, die ich wieder versorgen muß. Bloß muß ich mir erst wieder überlegen, wohin?
19.6.
Mit dem Fertigschreiben ist es gestern Abend nichts mehr geworden, weil ich wieder zu müd war. Du wirst es ja noch von früher kennen, daß mir da einfach die Augen zufallen. Heute Morgen war ich in der Stadt und wollte noch „Das Reich“ besorgen, aber es war immer noch nicht da. Die Frau will mir nun eins zurücklegen, und ich kann es morgen Vormittag, wenn ich einkaufen gehe, mit besorgen. Vorhin habe ich gerade wieder 2 Pfund Erdbeeren rübergeholt, die ich mit Rhabarber einkoche. Erdbeeren haben wir bis jetzt ca. 20 Pfund. *
Der Briefträger brachte mir heute eine Karte von Siegfried. Er schreibt, daß er einen Tag zuhause war und mit Papa gesprochen hat. Ich brauchte in dieser Sache nicht mehr an Papa schreiben. Über seine Unterhaltung mit Papa berichtet er mir in einem Brief, den er bald schreiben wird. Erna kommt im Juli wahrscheinlich auf 4 Wochen zu Besuch. Ich werde es dann, wenn du nichts dagegen hast, wahrscheinlich so machen, daß ich in deinem Bett schlafe und Erna in meinem. Da brauche ich die Kinder nicht erst auszuquartieren. Auf dem Sofa kann ich Erna ja nicht gut schlafen lassen, wenn ein Bett frei steht. Ob Papa mitkommt, weiß ich ja nicht, glaube es aber kaum.
Ich grüße und küsse dich für heute wieder recht herzlich, Deine Annie.

*Im Laden kostet 1 Pfund 70 – 80 Pfg. und man bekommt pro Person ½ Pfund.

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