Mein lieber Mann! Konstanz,
18.6.42
Seit gestern hat sich das Wetter wieder gebessert, darum
habe ich mit den Kindern heute Nachmittag gleich im Garten geschafft. Vor allen
Dingen dem Unkraut haben wir den Kampf angesagt. Es war sehr viel da. Aber zu
dritt läßt sich´s ganz gut schaffen. Vom letzten Spinat, der nun abgeerntet
ist, habe ich das Stück Beet noch umgegraben, ebenso das Stück vom Salat.
Darauf kommt Grünkohl, sobald die Setzlinge groß genug sind.
Heute Morgen habe ich wieder einige Zeitungen für Dich
besorgt und abgeschickt. Zu Mittag haben wir Kurt noch an der Bahnschranke
gewinkt. An den Petershauser Bahnhof sind wir nicht mitgegangen, da Paula dort
war, nur die Kinder haben sich dort noch von Kurt verabschiedet. Viel gesehen haben
wir ja Kurt auch in diesem Urlaub nicht, aber er wohnte ja schließlich bei
Paula und kann sich auch nicht zweiteilen. Die Hauptsache, daß es eine Erholung
für ihn war. Sachen habe ich ja noch ziemlich von ihm hier liegen, die ich
wieder versorgen muß. Bloß muß ich mir erst wieder überlegen, wohin?
19.6.
Mit dem Fertigschreiben ist es gestern Abend nichts mehr
geworden, weil ich wieder zu müd war. Du wirst es ja noch von früher kennen,
daß mir da einfach die Augen zufallen. Heute Morgen war ich in der Stadt und
wollte noch „Das Reich“ besorgen, aber es war immer noch nicht da. Die Frau
will mir nun eins zurücklegen, und ich kann es morgen Vormittag, wenn ich
einkaufen gehe, mit besorgen. Vorhin habe ich gerade wieder 2 Pfund Erdbeeren
rübergeholt, die ich mit Rhabarber einkoche. Erdbeeren haben wir bis jetzt ca.
20 Pfund. *
Der Briefträger brachte mir heute eine Karte von Siegfried.
Er schreibt, daß er einen Tag zuhause war und mit Papa gesprochen hat. Ich
brauchte in dieser Sache nicht mehr an Papa schreiben. Über seine Unterhaltung
mit Papa berichtet er mir in einem Brief, den er bald schreiben wird. Erna
kommt im Juli wahrscheinlich auf 4 Wochen zu Besuch. Ich werde es dann, wenn du
nichts dagegen hast, wahrscheinlich so machen, daß ich in deinem Bett schlafe
und Erna in meinem. Da brauche ich die Kinder nicht erst auszuquartieren. Auf
dem Sofa kann ich Erna ja nicht gut schlafen lassen, wenn ein Bett frei steht.
Ob Papa mitkommt, weiß ich ja nicht, glaube es aber kaum.
Ich grüße und küsse dich für heute wieder recht herzlich,
Deine Annie.
*Im Laden kostet 1 Pfund 70 – 80 Pfg. und man bekommt pro
Person ½ Pfund.
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