Mein liebster Ernst! Konstanz, 27.5.42
Ich schreibe wieder am Abend, denn den ganzen Tag über war
ich im Garten. Zuerst habe ich alles Unkraut bei den Erdbeeren entfernt, später
habe ich die Brombeeren verschnitten (es ist manches erfroren gewesen) und die
neuen Triebe angebunden. Am Nachmittag habe ich die restlichen Bohnen gestupft,
das Beet, auf dem erst Spinat war, umgegraben und die Hälfte der im großen Beet
stehenden Kartoffeln geharkt. Ich habe schon manchmal daran gedacht, wie ungern
ich früher, als du noch hier warst, Unkraut rausgerissen habe und jetzt tue ich
es immer.
Während ich am Nachmittag im Garten war, sind die Kinder mit
Frau Nußbaumer und Frau Erath in den Wald gegangen. Frau Nußbaumer hatte die
Kinder gefragt, ob sie mit gehen wollten. Sie sollten auch einen kleinen Sack
mitnehmen, da könnten sie Zapfen oder Holz sammeln. Sie kamen auch mit dm
kleinen Sack voll Zapfen heim. Auch einen Strauß von Buchenlaub brachten sie
mit. Ich habe mich sehr gefreut.
Vater hat gestern einen Brief von Kurt bekommen. Er ist
augenblicklich in Karlsruhe und wird sicher Anfang Juni in Urlaub kommen.
Nun war ich noch mal im Garten und habe für das große
Stachelbeerbäumchen Stützen gemacht. Es ließ mir keine Ruhe, denn die Äste sind
schon wieder so schwer. Wenn es etwas stürmisch würde, könnten sie höchstens
abbrechen.
Nun will ich schließen. Ich habe zwar nur vom Garten
erzählt, aber du wirst mir deshalb nicht böse sein. Ich grüße und küsse dich
herzlich, Deine Annie.
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