Donnerstag, 1. Juni 2017

Brief 336 vom 27.5.1942


Mein liebster Ernst!                                                   Konstanz, 27.5.42

Ich schreibe wieder am Abend, denn den ganzen Tag über war ich im Garten. Zuerst habe ich alles Unkraut bei den Erdbeeren entfernt, später habe ich die Brombeeren verschnitten (es ist manches erfroren gewesen) und die neuen Triebe angebunden. Am Nachmittag habe ich die restlichen Bohnen gestupft, das Beet, auf dem erst Spinat war, umgegraben und die Hälfte der im großen Beet stehenden Kartoffeln geharkt. Ich habe schon manchmal daran gedacht, wie ungern ich früher, als du noch hier warst, Unkraut rausgerissen habe und jetzt tue ich es immer.
Während ich am Nachmittag im Garten war, sind die Kinder mit Frau Nußbaumer und Frau Erath in den Wald gegangen. Frau Nußbaumer hatte die Kinder gefragt, ob sie mit gehen wollten. Sie sollten auch einen kleinen Sack mitnehmen, da könnten sie Zapfen oder Holz sammeln. Sie kamen auch mit dm kleinen Sack voll Zapfen heim. Auch einen Strauß von Buchenlaub brachten sie mit. Ich habe mich sehr gefreut.
Vater hat gestern einen Brief von Kurt bekommen. Er ist augenblicklich in Karlsruhe und wird sicher Anfang Juni in Urlaub kommen.
Nun war ich noch mal im Garten und habe für das große Stachelbeerbäumchen Stützen gemacht. Es ließ mir keine Ruhe, denn die Äste sind schon wieder so schwer. Wenn es etwas stürmisch würde, könnten sie höchstens abbrechen.
Nun will ich schließen. Ich habe zwar nur vom Garten erzählt, aber du wirst mir deshalb nicht böse sein. Ich grüße und küsse dich herzlich, Deine Annie.

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