Mein liebster Ernst! Konstanz, 4.6.42
Ich schreibe dir wieder am Abend. Tagsüber habe ich meine
große Wäsche weggebügelt. Am Nachmittag war Kurt mit dem Hund da. Das hat Jörg,
der ja gestern nicht dabei war, großen spaß gemacht. Am liebsten hätte er ihn
da behalten. Vorhin hat sich Kurt sein Briefmarkenalbum vom Speicher geholt und
klebt nun drüben in der Stube Marken ein. Vater, der vorhin auch gekommen ist,
sitzt bei ihm und sie unterhalten sich. Unsere Kinder sind gerade beim waschen und
gehen dann in´s Bett. Bei Jörg ist es ja immer noch so, dass er abends nicht
fertig wird, weil er andauernd zu schwätzen oder zu spielen hat. Es ist jetzt
gerade um 9 Uhr. Nachricht habe ich
auch heute nicht von dir. Vielleicht kommt morgen ein Brief. Ich warte
ja immer sehrsüchtig darauf.
Gestern habe ich im Garten Grünkohl ausgesät und an
einzelnen freien Stellen noch Wirsing und Kohlrabi ausgepflanzt. Ich nutze
jedes Eckchen aus, damit auch die Kinder mal zwischendurch einen Kohlrabi oder
Möhren essen können. Durch den starken Wind ist der Boden schon wieder so
trocken geworden, dass man wieder einzelne Sachen gießen muss.
Morgen Vormittag will ich zusehen, dass ich wieder einige
Zeitungen für dich bekomme. Ich kann dir jetzt ja so wenig zu Liebe tun, dass
ich mich direkt freue, wenn ich dir diese schicken kann.
Ich hoffe, dass du gesund bist und grüße und küsse dich,
mein lieber, lieber Ernst, Deine Annie.
Herzliche Grüße sendet
Dein Vater.
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