Samstag, 29. Februar 2020

Brief 787 vom 26.und 27.9.1944


Liebster Ernst!                                                                                             26.9.44

Wieder ein Regentag. An Arbeit hat es trotzdem nicht gefehlt. 
Der Gauggel hatte gefragt, ob ich einige Zigaretten gegen einen Korb Hollunderbeeren geben würde. Das habe ich dann auch getan. Gegen 8 Zigaretten habe ich ihn bekommen. Die habe ich heute mit Helga abgestreift. Dann haben wir 3 Pfund zu Marmelade gekocht (zu mehr hat der Zucker nicht gelangt) Einen größeren haben wir zu Suppe bezw. Kompott gekocht. Davon gab es heute Abend zur Brotsuppe. Es hat wunderbar geschmeckt. Morgen giebt es noch ein Frohstück davon, auf das wir uns alle freuen.  Das meiste muß ja Helga jetzt noch tun. Ich kann nur immer ein bißchen helfen. So hat sie auch heute allerhand schaffen müssen. Manchmal seufzt sie ja schon, aber ich kann es ja noch nicht ändern, solange mich der Doktor noch nicht laufen läßt.  Jörg war heute zum ersten Mal beim Leirer. Es hat ihm ganz gut gefallen. Er hatte nur leichte Arbeit tun müssen. Bohnenkraut wegschaffen usw.Von 2  5 Uhr war er dort. Morgen Nachmittag geht er wieder hin. Kartoffeln haben die Kinder noch nicht wieder rausmachen können, da es ja immer regnete.   
Vater war gestern Abend hier. Er sagte, er wollte in nächster Zeit herkommen zum Äpfel runter machen. Ich hätte es ja sehr gern selber getan. Die Winterkartoffeln muß man jetzt bestellen. 2 Ztr. bekommt man pro Person. Vielleicht bestelle ich sie bei Schneider & Mohl. Die laden meist in Petershausen ab, da hat man nicht so weit zu fahren. Mal sehen, ob ich angenommen werde. Sonst bestelle ich sie beim Hogg. Bloß ist die Fahrerei so weit. Na, mal sehen.   

27.9. 
Helga fährt jetzt in die Stadt. Da die Geschäfte ja am Nachmittag heute geschlossen sind. Da nimmt sie den Brief wieder mit auf die Post.  Jörg geht inzwischen in den Garten und macht dürre Bohnen ab. Das Wetter ist heute etwas besser geworden. Wenn sichs hält, können Helga und Jörg vielleicht wieder Kartoffeln raus machen. Man ist froh um das, was man im Keller hat.  Nun schicke ich Dir wieder recht viel liebe Grüße und Küsse. Behalte immer lieb 

Deine Annie. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen