Mein liebster Ernst ! 11.8.44
Heute erhielt ich
gleich 3 liebe Briefe von Dir, die Nr. 37, 38 und 39 vom 3., 4. ud 5.8. Ich hab
mich so sehr darüber gefreut. Du fragst in einem nach den restlichen Bildern
vom Urlaub. Die habe ich gerade heute zurück bekommen, zusammen mit 10 Briefen,
die ich an Dich geschrieben hatte.
Auch der Geburtstagsbrief ist an dabei. Von
Deinem Geburtstag hast Du dieses Jahr ja nichts gehabt. Aber wenigstens bist Du
unverletzt geblieben. Das ist das Schönste, was man sich in dieser schweren
Zeit wünschen kann. Aus Deinen Zeilen
entnehme ich nach und nach, wie es Dir in den vergangenen Wochen gegangen ist.
Leicht hast Du es nicht gehabt. Und wir
daheim habe so dahin gelebt, während Du in großer Gefahr warst. Die mitgesandten Marken werde ich aufheben,
bis ich sie verwenden kann. Ich muß sie nur noch auseinander weichen, da sie
ganz zusammengeklebt sind.
Übrigens,
die zum Geburtstag gesandten Päckchen sind noch nicht zurückgekommen. Mich kann es direkt erbosen. Das
Osterpäckchen hast Du schon nicht bekommen. Nun werden diese Päckchen auch
zurück kommen. Die Marken sind verbraucht und Du hast wieder nichts davon. Du
gehst immer leer aus.
Vor einem Jahr
die Fahrt nach Stuttgart war herrlcih.
Welche Freude haben wir gehabt, als Du sagtest, Du kämst auf Urlaub. Es
ist nur gut, daß man jetzt noch die schönen Erinnerungen hat. Diese machen
manches etwas leichter. Du hast recht,
wir haben unsere Kinder immer freudig begrüßt.
Wenn damals statt Jörg ein Mädel
angekommen wär, hätte ich es genau so gern gehabt. Aber gefreut habe ich mich
doch, daß es ein Junge war. Wenn er auch ein rechter Lauser geworden ist, wir
haben es doch noch nicht bereuen müssen, daß wir uns gefreut haben. Genau wir
unsere Helga ist er doch ein lieber Kerl. Die Hauptsache ist immer wieder, daß
sie auch gesund sind.
Und das sind sie Gottseidank bis jetzt. Erna war noch nicht bei uns. Sie weiß immer
noch nicht genau, wenn Siegfried auf Urlaub kommt. Da möchte sie nicht einfach fortfahren. Gefreut hat es mich, daß Du dieses Jahr wenigstens auvh zu Obst
gekommen bist.
Das wird für Euch sicher eine große Freude gewesen sein, als Ihr
davon essen konntet. Beeren sind ja so was Gutes. Heute Morgen waren wir baden. Wegen Annäherung feindlicher
Flugzeuge mußten wir wieder mal zeitiger aus dem Wasser. Und genau wie beim
vorigen Mal waren sie ausgeflogen bis wir daheim waren und Alarm gab es keinen.
Auch jetzt waren Flugzeuge in Südwest.
Aber wir sind verschont geblieben. Ich fahre jetzt noch in die Stadt.
Hoffentlich erreicht Dich dieser gewichtige Brief dort noch, sonst reisen diese
Briefe wirklich viel in der Welt herum.
Laß Dich auch heute wieder oft und herzlich grüßen und küssen von
Deiner
Annie.
Die Küsse von Dir habe ich den
Kindern gegeben.
Und von Vater soll ich Dich grüßen.
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