Samstag, 29. Februar 2020

Brief 779 vom 16.9.1944


 Mein liebster Ernst!                                                                                               16.9.44

Vorhin erhielt ich Deinen lieben Brief vom 6.9. Nr. 48. Du bist ja nun wieder ganz im Kriegsgeschehen drin. Leicht ist es bestimmt nicht. Meine Gedanken sind immer bei Dir, denn die Gegend, in der Du bist, wird ja oft im Wehrmachtsbericht genannt. Ich bin so froh, daß ich Deine neue Feldpostnummer jetzt weiß und Dir wieder regelmäßig schreiben kann.   
Die Nummer der Abwicklungsstelle heißt 14920A. Ich werde ihr Deine Fp.Nummer bekannt geben. Ebenso werde ich an Siegfried Papa und Nanni wegen der Nummer schreiben. An Vater werde ich Deine Grüße ausrichten.  Gestern Vormittag hatt ich Dir geschriebwen. Am frühen Nachmittag fuhr Helga in die Stadt. Da sah sie, daß an der Petershauser Schule von unserem Händler Kartoffeln abgeladen und verkauft wurden. Als sie heim kam, ist sie dann mit Jörg gleich mit dem Wagen hingefahren, Das war gegen 4 Uhr. ½ 9 Uhr waren sie wieder daheim. So lange haben sie warten müssen. 
Nun haben sie die Kartoffeln für den vergangenen, den kommenden Kartenmonat und Deine Urlaubskarte bekommen. Für Vater haben sie auch seine mitgebracht.  Apfel fallen jetzt wieder mehr runter. Sie sind auch bald reif.  Mal sehen, wie ich sie dieses Jahr runter bekomme. Wenn ich nur erst wieder ein bißchen rumhumpeln kann. Dann ist alles besser. Dann kann ich überall dabei sein und wenigstens sagen, was gemacht werden soll. jetzt sammeln wir einstweilen die Äpfel und ich schneide Apfelringe und mache Apfelmus. 
Um die anderen Sachen kann ich mich einstweilen wenig kümmern, aber das wird ja bald wieder anders. Weh tut der Fuß ja nicht mehr so sehr.  Jörg ist jetzt in den Dienst gegangen. Helga schafft den Brief weg und besorgt noch einiges. Dann wird auch diese Woche wieder herum sein.  Inzwischen habe ich nun schon an die Abwicklungsstelle, an Papa und Siegfried geschrieben und Helga nimmt die Karten mit. An Nanni schreibe ich noch, da weiß ich die Postleitzahl nicht genau.  Wenn man nur so rumliegt oder sitzt, weiß man garnichts zu schreiben. Du wirst mir deshalb doch sicher nicht böse sein, wenn ich jetzt den Brief schließe. Nicht wahr, mein lieber Ernst, bist lieb?  Bleib immer gesund. Meine besten Wünsche sind ja immer bei Dir. Laß Dich recht oft und innig grüßen und küssen von 

Deiner Annie.

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