Samstag, 29. Februar 2020

Brief 781 vom 18.9.1944


 Mein lieberster Ernst                                                                                 18.9.44

Heute erhielt ich beiliegende Karte von dem MV Oberinspektor Wüstner mit 2 Bildern und dem film von Deinem Bild. Soll ich Dir die Bilder mitschicken? Den Brief von Amtmann Thiel habe ich in einen extra Umschlag getan und schicke ihn heute mit weg.  Viel ist auch heute nicht zu berichten, denn ich tue ja nichts.  19.9. Vorhin bin ich nun zum Arzt gefahren. Einfach war es nicht gerade. Beim aufsteigen kommt man unwillkürlich vorn auf den Fuß und das schneidet wie mit Messern. Nun ist der Fuß wieder verbunden, aber laufen darf ich noch nicht. Bis Freitag, wo ich wieder zum Arzt muß, muß ich wieder auf dem Liegestuhl liegen bleiben. 
Aber man sieht doch wenigstens, daß es besser wird. Helga ist vorhin mit gefahren und hat mir beim absteigen geholfen.  Das Wetter ist draußen herrlich.  Es wäre so schön zum schaffen. Manchmal kann  man ein bißchen ungeduldig werden, wenn ma nur so rumsitzen muß.  Von Dir ist heute keine Post gekommen. Du schreibst ja am 6., daß Ihr am 7. sicher etwas erwarten könnt. Hoffentlich hast Du alles gut überstanden und bist auch weiterhin gesund geblieben. Auch heute Nacht habe ich so schön von dir geträumt.  
 Ich freue mich immer so, daß Helga schon so viel schaffen kann. Wenn ich früher verschiedenes von ihr verlangt habe, aht sie ja manchmal gemault, aber jetzt ist sie selber froh, daß sie es gelernt hat. Wir sind nun doch nicht auf fremde Leute angewiesen, sondern können uns selber durchhelfen.  Froh ist Helga ja schon, wenn sie wieder einmal unbeschwert spielen kann. Aber das wird ja noch eine Weile daueren, so leid es mir tut. Jörg muß natürlich auch manches tun, aber die Hauptlast trägt doch Helga. Sie ist eine kleine Hausfrau.  Nun laß mich wieder schließen. Jörg schafft den Brief nachher fort. Erst muß er aber noch waren, da man nicht genau weiß, ob Alarm kommt. In Südwest ist ein Kampfverband.  Sei recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner, immer 

Deiner Annie. 

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