Mein lieberster
Ernst 18.9.44
Heute erhielt ich beiliegende Karte von dem MV Oberinspektor
Wüstner mit 2 Bildern und dem film von Deinem Bild. Soll ich Dir die Bilder
mitschicken? Den Brief von Amtmann Thiel habe ich in einen extra Umschlag getan
und schicke ihn heute mit weg. Viel ist
auch heute nicht zu berichten, denn ich tue ja nichts. 19.9. Vorhin bin ich nun zum Arzt gefahren.
Einfach war es nicht gerade. Beim aufsteigen kommt man unwillkürlich vorn auf
den Fuß und das schneidet wie mit Messern. Nun ist der Fuß wieder verbunden,
aber laufen darf ich noch nicht. Bis Freitag, wo ich wieder zum Arzt muß, muß
ich wieder auf dem Liegestuhl liegen bleiben.
Aber man sieht doch wenigstens,
daß es besser wird. Helga ist vorhin mit gefahren und hat mir beim absteigen
geholfen. Das Wetter ist draußen
herrlich. Es wäre so schön zum
schaffen. Manchmal kann man ein bißchen
ungeduldig werden, wenn ma nur so rumsitzen muß. Von Dir ist heute keine Post gekommen. Du schreibst ja am 6., daß
Ihr am 7. sicher etwas erwarten könnt. Hoffentlich hast Du alles gut
überstanden und bist auch weiterhin gesund geblieben. Auch heute Nacht habe ich
so schön von dir geträumt.
Ich freue
mich immer so, daß Helga schon so viel schaffen kann. Wenn ich früher
verschiedenes von ihr verlangt habe, aht sie ja manchmal gemault, aber jetzt ist
sie selber froh, daß sie es gelernt hat. Wir sind nun doch nicht auf fremde
Leute angewiesen, sondern können uns selber durchhelfen. Froh ist Helga ja schon, wenn sie wieder
einmal unbeschwert spielen kann. Aber das wird ja noch eine Weile daueren, so leid
es mir tut. Jörg muß natürlich auch manches tun, aber die Hauptlast trägt doch
Helga. Sie ist eine kleine Hausfrau.
Nun laß mich wieder schließen. Jörg schafft den Brief nachher fort. Erst
muß er aber noch waren, da man nicht genau weiß, ob Alarm kommt. In Südwest ist
ein Kampfverband. Sei recht herzlich
gegrüßt und geküßt von Deiner, immer
Deiner Annie.
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