Mein liebster Mann
! 12.8.44 Samstag
Pff, das ist heute
eine Hitze. Und dabei hatte ich noch zu sterilisieren. Gestern Abend hatte ich
schon Bohnen gepflückt. Am Morgen habe ich zuerst mal die Setzlinge gegossen.
Der Grünkohl entwickelt sich viel besser als der Rosenkohl. Bei Dem haben schon
mehrere Setzlinge direkt über dem Boden abgefressen dagelegen. Ich weiß nicht,
welches Biest das wieder fertig bringt.
Die Kinder waren am Vor und Nachmittag baden. Früh im Hallenbad,
nachmittags am Horn bezw. Wasserwerk. Denn Samstag und Sonntag ist jetzt auch
das Horn für Kinder geschlossen.
Vorhin
erhielt ich Deinen lieben Brief Nr. 40 vom 6.8. Darin meinst Du, daß ich sicher
schon Post von Dir erhalten habe und Du erwartest ca. 2 Tage später welche. Das
wird nun doch nicht geschehen sein, denn ich bekam ja gerade erst am Sonntatg
den ersten Brief von Dir. Ich habe ja gleich wieder geschrieben, aber in 2
Tagen kommt doch kein Brief bis nach Ostpreußen. Wenn es nur nicht so kommt,
daß Du dort fort mußt und hast keine Nachricht von mir, und ich kann Dir diesen
Brief auch wieder nur nachschicken, wenn er zurück kommt. Na, wir werden ja
sehen. Den beigefügten Brief habe ich
weitergeschickt. Die Nummer lautet L 40359.
Aus den verschiedenen Briefen, die ich Dir nachgeschickt habe, wirst Du
ja das meiste von dem gelesen haben, nach was Du fragst.
Aber kurz will ich
doch noch einmal alles zusammenfassen.
Gesund sind wir noch alle. Im Garten
wächst alles so gut, daß ich schon gesagt habe, das sei der Segen, weil Du
umgegraben hast. Bohnen giebt esziemlich viel, von dem frühen Kraut stehen
große Köpfe da, prima Blumenkohl haben wir gehabt, ebenso Kohlrabi. Der Baum
trägt ganz gut, es fallen natürlich auch viel runter. Aber die werden von den
Kindern schon gegessen. Sie sind aber noch sehr klein. Stachel und
Johannisbeeren hat es viel gegeben, auch die Brombeeren kommen gut. Die ersten
2 Pfund habe ich schon gepflückt. Es sind aber schon wieder welche reif. Gurken
haben wir schon öfter zum Abendbrot gegessen.
Morgen können wir bestimmt Tomaten holen, sie sind schon heute fast rot
gewesen. Bei 1 ½ Reihe habe ich jetzt 30 Pfund Kartoffeln geerntet. Und sie
sind gut. Jörg ist in keinem Lager
gewesen und Helga nicht auf Fahrt. Wir waren brav daheim.
Einmal sind wir zusammen nach dem Mindelsee
gefahren, mit dem Zelt. Sonst haben sich die Kinder meist im Garten ein Zelt
aufgebaut oder sie sind baden gegangen.
Das waren die Ferien. Habe ich Dir eigentlich schon geschrieben, daß ich
jetzt in der Leihbücherei beim Geß bin? Ich konnte schon sehr schöne Bücher
lesen. Augenblicklich „Die Leute auf Berg“ von Gunnar Gunnarsson. Ein
wunderbares Buch. „Und ewig rauschen die Wälder“ hat er auch geschrieben. In
der Bücherei giebts das auch, aber das habe ich doch von Dir geschenkt
bekommen. „Carin Goring“, „Eisen im Feuer“ von Clara Viebig, „Novwellen von
Frieda Schanz habe ich auch schon gelesen. In den neuen Verordnungen heißt es
ja jetzt auch, daß Buchhandlungen geschlossen werden und dafür Leihbüchereien
unterstützt werden sollen. Die noch vorhandenen Bücher sollen in die Büchereien
kommen. Beim Geß giebt es ca. 1 ½ Tausend Bücher. Das kino ist mir nicht
wichtig, aber ein schönes Buch muß ich immer wieder mal lesen, solange es noch
möglich ist. Ich bin hier eine Vertrauensperson für Schlüssel geworden. Frau
Leimenstoll ist verreist, da hat sie mir ihre Schlüssel gegeben. Frau Bolz
fragte mich vor kurzem auch, ob sie mir ihre Schlüssel geben dürfte, wenn sie
verreisen würde. Doch ich gehe jetzt
erst einmal schlafen.
Vorher kriegst Du noch einen festen Kuß von Deiner
Annie.
U r l a u b auf die Fahrt mitgegeben)
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