Du mein allerliebster Schatz ! 19.9.44
Solch einen Schreck wie vorhin habe ich doch noch nier
erlebt. Kommt doch der
Ortsgruppenleiter und bringt mir einen Brief von der Dienststelle der
Feldpostnummer O9651d. An der Tür sagt er mir gleich: Lassen sie mich einmal in
die Wohnung. Ich muß ihnen leider die Mitteilung machen, daß ihr Mann vermißt
ist.“ Ich sagte gleich „Das ist nich wahr“ und fragte dann, wenn Du denn
vermißt sein solltest. Er sagte am 29.7. Da ist mir ein Stein vom Herzen
gefallen. Ach Ernst, ich hoffe ja so fest, daß Du gesund bist und auch
weiterhin gesund bleibst.
Nach dem 29.7. haben wir ja noch so herrliche Tage
zusammen verlebt. Da bist Du ja hier bei uns gewesen. Ich bin ja so glücklich,
daß diese schlimme Nachricht nicht wahr ist, ich bin so froh. Du mußt doch
wieder zu uns heim kommen, damit wir Dich alle lieb haben können und damit wir
froh sein können.
Du lieber, lieber Ernst. 20.9.
In der Nacht bin ich öfter munter geworden und immer habe
ich an gestern Abend denken müssen. Ich habe mir Dein Bild geholt und Dich
angeschaut, Dein liebes Gesicht. Mein lieber, lieber Ernst, Du wirst ja wieder
zu uns heim kommen, ganz bestimmt. Meine Gedanken sind ja immer bei Dir. Da Du wieder bei derselben Feldpostnummer
bist, muß ich doch wohl nicht an die Dienststelle schreiben?
Da müssen sie doch
jetzt wissen, daß Du dort bist. Der
Ortsgruppenleiter fragte dann, was ich am Fuß gemacht hätte. Als ich es ihm
sagte, meinte er, ich solle vorsichtig sein, daß keine Blutvergiftung dazu
käme. Ich sollte gute Seife draufschmieren.
Ich sagte,“danke, ich war beim Arzt. Der hat schon das nötige
veranlaßt.“ Daß die Leute immer gleich Ratschläge geben müssen, die doch nur
auf Pfuscherei hinauslaufen. Wenn man darauf hörte und es passierte etwas,
würde doch jeder die Verantwortung ablehnen. Heute haben wir eine große
Schüssel Äpfel auflesen können.
Da schneide ich nachher gleich wieder
Apfelringe davon. Entliche essen wir natürlich auch, denn sie schmecken jetzt
sehr gut. Fürs Frühstück kochen wir außerdem Apfelmus. Wir haben es doch so
gut, nicht wahr? Einige Tage hatten wir jetzt herrliches sonniges und warmes
Wetter. Heute ist der Himmel wieder einmal verhängt. Helga hat mir gerade gesagt, daß der ausgesäte Spinat schön
heraus kommt. Das giebt wieder ein gutes Essen.
Es ist eben doch fein, wenn man
einen Garten hat. Dumm ist es nur, daß ich jetzt nichts dran tun kann. Da heißt
es Geduld haben, bis ich wieder richtig springen kann. Laß mich bitte schließen. Ich grüße und
küsse Dich recht oft und fest
Deine Annie.
Liebes Vaterle! Du sollst auch von mir wieder einmal einen Gruß erhalten.
Du weißt doch, daß Mutterle auf dem Liegestuhl liegen muß, und da versuche ich
soviel wie möglich ihr zu helfen. Freut Dich das? Viele Grüße und Küsse von
Deiner Helga.
Liebes Vaterle! Da Mutterle jetzt nicht aufstehen kann, da
wollten wir heute erst einmal eine Reihe Kartoffeln rausmachen. Aber es ist
heute gar kein schönes Wetter, dann machen wir es, wenn es wieder schön wird.
Viele 1000 Grüße und 1000000 mal 50000000000999 Küsse von
Deinem Jörg.
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