Mein liebster Ernst! Konstanz,
23.9.42
Viel wird es heute nicht mit dem Schreiben, denn ich bin
sehr müd. Papa ist heute früh nach der Reichenau gefahren. Ich bin einkaufen
gefahren, habe gekocht, und nach dem Essen habe ich angefangen, Kartoffeln
auszubuddeln. Plötzlich sehe ich Papa daherkommen. Er ist von der Reichenau
heim gelaufen. Er ist gleich mit zum Kartoffelbuddeln angetreten, und wir haben
alle raus gemacht. Im großen Garten waren es 1 ½ Zentner. Die diesjährige
Kartoffelzuteilung beträgt 4 Zentner pro Person, sodass ich also 12 Zentner
bekomme. Das langt ja gut. Wir müssen sie aber selber holen, und zwar am
Güterbahnhof in der Stadt. Es wurden dieses Jahr überhaupt keine gebracht. Nun
will Papa morgen mitfahren, und wir wollen erst mal 4 Zentner holen. Ich soll
Dir schreiben, dass er nachmittags das Essen abverdienen will, da ich kein Geld
will. Grüße soll ich Dir auch ausrichten. Hoffentlich regnet es nicht, denn da
fahre ich nicht. Nasse Kartoffeln halten sich nicht. Du wirst Dich überhaupt
wundern, dass ich die Kartoffeln nicht bei Webers hole. Die nehmen aber keine
Bestellungen an, da Herr Weber nur noch bis Wollmatingen mit dem Auto fahren
kann.
Heute erhielt ich Deinen lieben Brief vom 12.9. es ist ja
schlimm, dass ihr immer die so genannte Ukrainische Krankheit habt. Das
schwächt doch. Da braucht ihr schon gute Kost, damit ihr durchhalten könnt.
Hoffentlich wird es nicht zu schlimm.
Das Päckchen Nr.37 mit Butter ist heute gut angekommen. Ich
danke Dir sehr dafür. Die kleinen Kisten von den Eiern werde ich also aufheben
und Dir wieder zuschicken. Nur brauche ich da wieder Zulassungsmarken.
Vater hatte jetzt mal seinen Wagen geholt, weil er im
Geschäft einen Sack Holz bekommen konnte. Heute Abend habe ich mir den Wagen
für morgen geholt. Da hat Vater mir gleich einen Sack Holz mitgegeben und hat
noch mit ziehen geholfen. Vater hat auch für den Wagen einen Einsatz aus
Brettern gemacht, sodass man jetzt gut 1 Zentner Kartoffeln usw. hinein
schütten kann.
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