Mein liebster Ernst! Konstanz,
7.9.42
Der Geburtstag ist nun auch bald vorbei. Ich will Dir davon
erzählen.
Am Morgen haben mir die Kinder gratuliert und ich wurde in
die Stube geführt. Da hatten sie aufgebaut 2 Blumentöpfe, Begonien, wie wir sie
Helga geschenkt haben. (Jetzt muß ich bald Kakteen wegtun) 1 kleines
Perlenkettchen, 1 Perlendeckchen, 5 Postkarten (eine Leidenschaft von Jörg) 1
gestreiften Waschlappen und einen kleinen Taschentuchhalter von Helga, den sie
selber gemacht hat.
Wir haben dann Frühstück gegessen, Pflaumenkuchen. Hinterher
sind die Kinder in die Schule gegangen und ich bin in die Stadt gefahren und
habe den Widerstand weggeschafft, den ich übrigens heute Abend frisch gewickelt
wiederbekommen habe. Dann habe ich noch was gemacht, du wirst staunen.
Du hast mir doch Geld geschickt, mit dem ich machen kann,
was ich will. So habe ich mir Dauerwellen machen lassen. Na, staunst Du nicht?
Vater gefällt es sogar gut, denk mal. Die ganze Prozedur erzähl ich dir morgen
mal, über 3 Stunden hat es gedauert. Aber der Erfolg ist wenigstens da.
Als ich heim kam, war es gleich Mittag. Ich habe noch Essen
gekocht und am Nachmittag sind wir ins Kino, „Die große Liebe“ mit Zarah
Leander, Paul Hörbiger, Viktor Stahl und Grete Weiser wurde gespielt. Es war
sehr schön. Der Film spielt im Kriege. Nach dem Film sind wir nochmal über die
Messe gegangen. Als wir heim kamen, haben wir Abendbrot gegessen und dann kam
schon Vater. Er brachte mir 10.-Mk. und ¼ Pfd. Pralinen. Das ist doch sehr
schön von ihm. Ich habe mich sehr gefreut und Helga hat ihm für mich einige Küsse
geben müssen.
Dich hätte ich gern hier, dass ich dich für deine
Geburtstagsgeschenke recht, recht fest abdrücken und abküssen könnte. Das hole
ich aber alles nach, wenn du mal auf Urlaub kommst.
Also, du siehst, am Geburtstag habe ich nur gefaulenzt. Von
Papa kam ein Brief, dass er mir ein Geschenk mitbringen oder hier etwas kaufen
will. Erna schrieb, dass sie das Geschenk für mich noch nicht bekommen habe und
sie hoffe, dass sie es Papa mitgeben könne.
Nun laß mich schließen. Morgen früh geht es wieder zum
Nähen.
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