Mein liebster Ernst! Konstanz,
2.9.42
Erst möchte ich mich entschuldigen, dass ich gestern nicht
geschrieben habe, trotzdem doch ein wichtiger Tag für uns war. Ich hatte es mir
auch ganz bestimmt für den Abend vorgenommen, aber dann war ich so müd, dass
ich gar nicht wusste, was ich schreiben sollte. Tagsüber hatte ich immer zu schaffen,
früh war ich ja nähen, und gegen Abend bat mich Jörg, dass ich ihm doch beim
Ausschneiden und Zusammenkleben seiner kleinen Modellierhäuser helfen möge. Das
habe ich dann auch getan und er hat sich sehr gefreut. Den Bogen hatte er doch
am Geburtstag bekommen.
Ich habe gestern ganz besonders fest an Dich gedacht, und
war erst direkt ein bisschen traurig geworden, dass wir nicht zusammen sein
konnten. Aber das geht ja nun einmal nicht und unvernünftig sind wir ja auch
nicht. Also müssen wir bis später warten, wo wir hoffentlich noch recht lange
Jahre zusammen sein können.
Heute erhielt ich nun gleich drei Briefe von Dir, vom 19.,
20. und 21.8., für die ich dir sehr danke. Du erwähnst zuerst Vaters
Geburtstag, und sagst, dass er es im Allgemeinen nicht gern gehabt hat, wenn
man viel davon spricht. Ach weißt Du, so abgeneigt ist er nicht mehr, vor allen
Dingen, da er dabei so umhalst und abgeküsst wird von unseren beiden Lausern.
Ich schrieb dir ja schon, das mag er gern. Sie sagen ja auch, dass sie ihn lieb
haben, und darüber freut er sich auch. Als wir am Mittag hinkamen, sagte er
gleich:“ Ich wollte gerade Brot holen, ich wäre aber die Schneckenburgstraße
rauf gegangen, weil ich mir dachte, dass ihr vielleicht runter kommt."
Rauf gekommen ist er an dem Abend auch gern. Ich meine immer, er freut sich,
wenn er sieht, es hat ihn jemand gern, denn in den letzten Jahrzehnten hat er
doch wenig Freude gehabt. Ich freue mich auch, dass ihn die Kinder gern haben
und unterstütze das auch. Er ist ja auch immer gut zu ihnen.
Unterhaltung hättest Du also wieder genug, wenn Du immer von
der Dienststelle weg könntest. Vielleicht kannst Du aber doch hin und wieder
einmal ein Kino oder Oper besuchen, wenn es auch nicht so oft ist.
Dass ihr gutes Essen habt, finde ich ja schön. Weniger schön
finde ich es, dass es sich so vom Mannschaftsessen unterscheidet. Es sollte da
eigentlich kein Unterschied bestehen. Nicht, dass ich dir das Essen nicht
gönnen würde, das weißt du schon, aber es tut doch draußen jeder seine Pflicht,
da sollte auch die Verpflegung die gleiche sein.
Wegen uns brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen das
wiederhole ich nochmals. Wir haben noch nicht hungern müssen, und die
Einschränkungen sind wir schon gewöhnt. Wenn es so bleibt, kommen wir schon
durch.
Mit dem Wotka mit Ei war es schon so, dass es mir schwindlig
geworden ist, wenn Du es auch nicht glauben kannst. Du weißt ja, ich vertrage
gar nicht viel. Ich habe es ja dann mit Milch getrunken, und da hat es sehr gut
geschmeckt.
Wegen dem Schwimmen der Kinder ist es so, dass ich selber
großes Interesse daran habe, es ihnen zu lernen. Als ich in der vergangenen
Woche mit ihnen baden war, konnte Helga schon 2 – 3 Stöße machen, wenn ich sie
nur ganz wenig anhielt. Ich mache es gern, dass ich mit ihnen im Winter öfter
ins Hallenbad gehe, um ihnen das Schwimmen richtig zu lernen. Heute sind beide
auch wieder im Freibad (Hallenbad). Ich wäre gern mitgegangen, denn es ist
heute wieder sehr heiß, aber ich hatte bis vorhin Wäsche. Da ging es schlecht.
Vielleicht packe ich´s jetzt noch und fahre hinterher. Mal sehen. Es ist jetzt
½ 5 Uhr. Bis ½ 8 ist ja auf.
Heute Abend will ich noch an der Schürze für Helga´s
Geburtstag weiterschaffen, damit sie bis Samstag fertig wird.
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