Mein liebster Ernst! Konstanz,
9.9.42
Spät ist es heute geworden, schon gleich 10 Uhr. Wir sind
gerade von Vater gekommen, dem wir die Kartoffeln gebracht haben, die ich für
ihn besorgt habe.
Ich erhielt heute Deinen lieben Brief vom 28.8. Du armer,
lieber Kerl. So lange mußt Du auf Post warten. Da habe ich es doch besser.
Heute habe ich 7 Halsketten besorgt, einige zu 1.-, 2 Stück
zu -.75 Pfg. und einige noch billiger. Ich schicke sie morgen weg. Die Preise
lasse ich dran, damit Du Dich beim Verkaufen danach richten kannst.
Das Geld von Helgas Geburtstag habe ich heute auf die
Sparkasse geschafft. Sie hat nun auch 117,50. Von meinem Geburtstag habe ich auch
30.- auf die Kasse gebracht, so daß wir jetzt 448.-Mk. haben. Von dem übrigen
Geld habe ich mir noch einen Hüftgürtel gekauft und das andere habe ich so
aufgehoben, damit wir bei Papas Besuch nicht ohne jeden Pfennig sind.
Denk Dir, in der vergangenen Nacht habe ich von Dir
geträumt. Es war so schön, daß ich Dich schon kannte. Ich bin immer froh, daß
es Träume gibt. So sehe ich Dich doch hin und wieder. Noch viel schöner wäre es
zwar, wenn Du selber hier wärst.
Helga hat dir heute auch wieder geschrieben. Ich denke, daß
Du Dich darüber freuen wirst. Sie hat den Brief ja sogar schön verziert.
Heute erhielt ich von Erna 5 Backpulver und 4 Päckchen
Süßstoff. Ich habe mich sehr gefreut, denn das ist jetzt doch was ganz
seltenes. Erna hat auch nur von Siegfried noch was da. Die Backpulver verwende
ich aber nur zu Honiggebäck, wo man nicht gut Hefe verwenden kann.
Als wir bei Vater waren, sah Jörg viele
Streichholzschachteln liegen. Da musste ich Vater fragen, ob er die bekommen
kann, denn er kann sie doch verwenden. Vater hat dann jedem 4 Schachteln
gegeben. Jörg will nun Eisenbahnen, Helga Puppenwägelchen bauen. Zu was es doch
gut ist, wenn man alles aufhebt, nicht wahr?
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