Mein liebster Mann! Konstanz,
20.9.42
Einen Brief habe ich heute nicht bekommen. Darum will ich
von heute erzählen.
Am Morgen- halt, in der Nacht muss ich anfangen. Von 1 – 3
Luftalarm. Über die Schweiz sind die Flieger gekommen, die nach München
geflogen sind. Wir waren noch gar nicht fertig angezogen, da flogen schon die
ersten über uns weg. Dann kam Welle auf Welle. Wenige sind wieder
zurückgekommen. Papa hat im Keller alle unterhalten und es ist viel gelacht
worden. Wenn Frau Leimenstoll oder Herr Nußbaumer gesprochen hat, hat Papa kein
Wort oder doch was Verkehrtes verstanden. Heute Morgen bin ich vor ¼ 9 Uhr gar
nicht munter geworden. Meine Leute standen auch gleich auf, so dass wir bald
Frühstück essen konnten. Später ist Papa mit Jörg noch ein Bisschen spazieren
gegangen. Dann haben wir zu Mittag gegessen und sind dann zum Stadion gegangen.
Um 4 Uhr waren die Wettkämpfe zu Ende. Wir sind dann noch ins Waldhaus Jakob
gegangen und haben Bier bzw. Limonade getrunken. Dann sind wir an der Seestraße
entlang heimzu gegangen. Unterwegs haben wir noch bei Cafe Müller Eis gegessen.
Daheim gab es gleich wieder Abendbrot. Nun ist es ¾ 9 Uhr und die Kinder liegen
schon eine Weile im Bett. Helga ist jetzt immer müd. Sie wächst so sehr. Am Essen
fehlt es nicht, denn sie isst reichlich und bekommt auch Butter, Wurst usw.
Helga legt sich jetzt auch bei tag manchmal auf´s Sofa, um auszuruhen und das
kann ihr ja nur gut tun.
Jetzt spielten sie gerade im Radio: „Annchen, herzliebstes
Mädel mein, denk dein in der Ferne….“, das hör ich so gerne. Ich mein immer,
das könntest Du mir sagen.
Als Jörg mit Papa heute heim kam, brachten sie mir einen
großen Strauß Astern mit, den Papa gekauft hatte. Ich habe mich gefreut.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen