Samstag, 7. Oktober 2017

Brief 429 vom 24.9.1942


Mein liebster Mann!                                      Konstanz, 24.9.42

Ich danke Dir sehr für Deinen lieben Brief vom 13.9., den ich erhielt, als ich mit Papa vom Kino kam.
Am Morgen haben wir zusammen 4 Zentner Kartoffeln geholt, noch etwas nachgetrocknet und ausgelesen und versorgt. Nun muss ich noch 2 Zentner holen, denn man bekommt vorläufig die Hälfte. Da Vater auch 2 Zentner holen muss, werden wir sie sicher zusammen holen. Im Film wurde „Ihr erstes Rendezvous“ gespielt. Es ist ein französischer Film, aber er hat mir ganz gut gefallen.
Bei Helga macht das Wachsen beim Lernen wirklich was aus. Sie hat noch nie so schwer gelernt, wie jetzt. Vielleicht wird es bald wieder besser.
Wegen der Apfelernte musst Du Dir keine Sorge machen. Wie Frau Leimenstoll sagte, wird ihr Mann mir helfen. Schön wär´s natürlich, wenn Du da wärst.
Es besteht also eine geringe Aussicht, dass Du wieder einen Kurs mitmachen kannst. Da es noch so unsicher ist, will ich mich noch gar nicht freuen. Man weiß auch gar nicht, wenn man sich freuen soll, denn gerade Karlsruhe ist ja auch nicht fliegersicher. Aber man muss eben alles nehmen, wie es kommt. Abgesehen von diesen Dingen, wäre es natürlich eine ganz große Freude für uns, wenn wir Dich bald wieder einmal sehen könnten.
Heute Nacht vor einem Jahr ist Mama gestorben. Wir haben einen kleinen Kranz, den ich gebunden habe, um ihr Bild gehängt.
Nun gute Nacht, mein lieber Ernst, schlaf gut und wach gesund wieder auf. Ich grüße und küsse Dich recht herzlich, Deine Annie.

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