Mein liebster Mann! Konstanz,
24.9.42
Ich danke Dir sehr für Deinen lieben Brief vom 13.9., den
ich erhielt, als ich mit Papa vom Kino kam.
Am Morgen haben wir zusammen 4 Zentner Kartoffeln geholt,
noch etwas nachgetrocknet und ausgelesen und versorgt. Nun muss ich noch 2
Zentner holen, denn man bekommt vorläufig die Hälfte. Da Vater auch 2 Zentner
holen muss, werden wir sie sicher zusammen holen. Im Film wurde „Ihr erstes
Rendezvous“ gespielt. Es ist ein französischer Film, aber er hat mir ganz gut
gefallen.
Bei Helga macht das Wachsen beim Lernen wirklich was aus.
Sie hat noch nie so schwer gelernt, wie jetzt. Vielleicht wird es bald wieder besser.
Wegen der Apfelernte musst Du Dir keine Sorge machen. Wie
Frau Leimenstoll sagte, wird ihr Mann mir helfen. Schön wär´s natürlich, wenn
Du da wärst.
Es besteht also eine geringe Aussicht, dass Du wieder einen
Kurs mitmachen kannst. Da es noch so unsicher ist, will ich mich noch gar nicht
freuen. Man weiß auch gar nicht, wenn man sich freuen soll, denn gerade
Karlsruhe ist ja auch nicht fliegersicher. Aber man muss eben alles nehmen, wie
es kommt. Abgesehen von diesen Dingen, wäre es natürlich eine ganz große Freude
für uns, wenn wir Dich bald wieder einmal sehen könnten.
Heute Nacht vor einem Jahr ist Mama gestorben. Wir haben
einen kleinen Kranz, den ich gebunden habe, um ihr Bild gehängt.
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