Dienstag, 21. November 2017

Brief 449 vom 21.11.1942


Mein liebster, besterErnst!                                         Konstanz, 21.11.42

Heute sind es gerade zwei Wochen, seit Du von uns fortgefahren bist. Inzwischen habe ich auch den Brief erhalten, dass Du dort gut angekommen bist. Darüber habe ich mich so gefreut.
Von heute will ich Dir noch berichten. Am Morgen habe ich erst mal den Luftpostbrief an Dich fortgebracht.Damit er evtl. noch mit dem Zug 8:40 Uhr fortkäme, bis ich schon ½ 8 fortgefahren und habe Helga gleich mit in die Schule genommen. Ich habe dann gleich noch eingekauft und den Schuhbezugschein geholt. Hinterher bin ich gleich heimgefahren, habe noch die restlichen Schulaufgaben von Jörg nachgesehen, die er gestern nicht mehr machen konnte, weil er im Turnen war. Dann ging Jörg zur Schule und ich habe meine Hausarbeiten gemacht. Am Nachmittag sind wir zusammen in die Stadt gegangen. Wir sind erst beim Steurer vorbei gegangen. Ich hatte mir ein Kästchen gewünscht, in dem man beim Stricken die Wolle hat und nur der Faden durch ein Loch heraus läuft. Leider gab es das nicht mehr. Wir sind dann wegen Schuhen zum Haug gegangen. Der hatte aber keine Auswahl und so sind wir zum Küll gegangen. Da haben wir paar schöne feste Halbschuhe bekommen. Sie kosten 11,80 Mk. Nach dem Schuhkauf sind wir noch durch die Stadt gegangen und haben Verschiedenes angesehen, was mir gefiel. Aber zu kaufen war es leider nicht mehr. Dann gingen wir zu dem Geschäft neben dem Steurer und die Kinder haben mir dort die Tortenschaufel gekauft, die ich Dir mal gezeigt hatte. Sie heben sie nun bis Weihnachten auf und ich freue mich wirklich. ¼ Pfd. Keks haben wir uns auch noch gekauft und sind dann langsam Heim gelaufen. Es war ein ganz schöner Nachmittag.
Von Papa erhielt ich einen Brief. Er hat sich sehr über den Blumengruß zur Hochzeit gefreut. Sie haben sich doch kirchlich trauen lassen in der Lucaskirche. Siegfried ist gegen Abend auch noch zur Feier gekommen.
Die Frau von Papa hat auch unter den Brief geschrieben. Sie schreibt:
„Liebe Frau Marianne!
Ich habe mich sher darüber gefreut, dass Sie an unserem Hochzeitstag unserer gedacht haben und danke Ihnen ebenfalls herzlich. So wollen wir nun hoffen,  dass uns die Zukunft enger zusammen fügt und damit eine treue Freundschaft entsteht. An Achtung und Liebe meinerseits soll es nicht fehlen so wollen wir hoffen, dass wir uns gut verstehen lernen. Auch wünsche ich Ihrem Gatten alles Gute und hoffe, dass er gesund wieder kommt. Ich bitte, auch von mir ihm herzliche Grüße zu bestellen.. Also nochmals herzlichen Dank und seien Sie sowie Ihre beiden Kinder herzlich gegrüßt von Ihrer Lotti.“
VomGeß erhielt ich die Mitteilung, dass das von Dir bestellte Buch erst in einigen Monaten lieferbar sei, da es neu aufgelegt würde. Ob wir noch Wert auf die Lieferung legten. Ich habe ja gesagt, denn vielleicht kannst Du es dann auch noch brauchen.
Helga ist ganz glücklich mit den neuen Schuhen. Sie hat sie gleich heute Abend angezogen und gerade hat sie gesagt, ob sie sie auch anbehalten kann, wenn wir den Brief noch fortbringen. Gerade haben wir Helga noch einen Zahn rausgerissen, der sie schon lange gequält hat. Jetzt atmet sie richtig auf. Sie sitzt jetzt neben mir und lernt fürs Turnen. Die Lieder und die Worte, die sie sagen muss: „So seid von Herzen uns willkommen.“ Also schon eine große Rolle.
Ich will jetzt noch die Steuerkarte für Kurt einpacken und wegschicken. Ich schreibe erst nur mal ein paar Worte dazu, denn zu einem Brief habe ich jetzt nicht gerade die Zeit.
Nun mein lieber Ernst, bleib gesund und sei herzlich gegrüßt und geküsst von Deiner Annie.

Liebes Vaterle! Ich freue mich, dass Du gesund hingekommen bist. Viele Grüße und Küsse von Deinem Jörg.
Auch von mir viele Grüße und Küsse von Deiner Helga.

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