Dienstag, 21. November 2017

Brief 446 vom 18.11.1942


Mein liebster Mann!                                      Konstanz, 18.11.42

Heute habe ich tatsächlich fast nichts zu schreiben. Ich bin den ganzen Tag zuhause und mache Weihnachtsmann. Was, kann ich Dir jetzt noch nicht schreiben. Das wirst Du später sehen.
Es schneit heute wieder den ganzen Tag. Liegen bleibt der Schnee noch nicht. Aber die Kinder sind doch draußen, um sich wenigstens anschneien zu lassen. Sie hoffen ja, dass sie bald mal Schlitten fahren können. Helga meinte schon, am liebsten wohnte sie im Schwarzwald, wo es mehr Schnee hat.
Man merkt ja doch, dass Winter ist, dadurch, dass der Himmel so bedeckt ist, wird es jetzt, ¼ 5 Uhr, schon dämmrig.
Von der Frau Waldmann im Gutshof war doch im August der Sohn gefallen, der früher immer Milch ausgegeben hat. Heute steht nun in der Zeitung, dass der andere Sohn nach kurzer Krankheit in der Klinik in Freiburg gestorben ist. Sowas ist doch sehr hart, nicht wahr?
Ich habe Vorgestern Alice ihren Geburtstag vergessen. Wahrscheinlich werde ich morgen nachträglich noch eine Karte schreiben. Du meintest ja, wir wollten uns in den Streit nicht einmischen.
Den Bezugschein für Helgas Schuhe habe ich immer noch nicht bekommen. Resi, die ich vor kurzem traf, sagte mir, dass sie vor zwei Monaten auch einen Antrag eingereicht hat  und noch keine Antwort hat. Da werden wir wohl noch warten müssen. Jetzt könnte man die Schuhe aber bald brauchen.
Nun, lieber Ernst, sei bitte heute mit diesem kurzen Brief zufrieden. Ich weiß nichts mehr zu schreiben. Aber grüßen und küssen tue ich Dich ganz fest und herzlich und denke auch immer an Dich, Deine Annie.

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