Mein liebster Ernst! Konstanz,
28.8.42
Heute kam dein liebes Päckchen Nr.34 mit Butter an. Ein ganz
klein wenig ist ins Papier gelaufen, denn sie war ganz flüssig, aber sonst ist
sie sehr gut angekommen. Ich habe sie gleich ausgelassen und hebe sie mit auf.
Vielen Dank.
Ich bekam heute die Vergrößerungen meiner Bilder und sende
sie dir mit. In kleinem Format wirst Du sie ja schon erhalten haben. Hast Du
Dich nicht über den Hut gewundert? Leider muss ich gestehen, dass ich mich da
mit fremden Federn geschmückt habe. Es ist Erna ihrer. Wenn er dir gefällt,
kann ich mir auch so einen kaufen. Aber erst möchte ich darüber deine Meinung
hören. Eilig ist es nicht, denn du, dem ich doch gefallen möchte, bist ja doch
nicht hier.
Einige Zeitungen habe ich heute wieder an dich abgeschickt.
Morgen gehen weitere fort. Ich möchte nicht alles auf einmal einwerfen. Sicher
wunderst du dich über den komischen gelben Leim, den ich zum Kleben verwendet
habe. Ich wollte schon immer Leim kaufen, es gibt aber keinen mehr. Da sagte
mir die eine Verkäuferin:“ Nehmen sie Wasserglas, das klebt gut und ist
billig.“ Nun habe ich´s mal probiert. Was hattest Du eigentlich bei deinen
Briefen für einen Leim? Er sah fast gleich aus.
(Ich hab noch die Dose Leim da, die du mir von Frankreich
geschickt hast, aber die möchte ich aufheben, wenn wir mal Photografien oder
sowas zu kleben haben)
Die Kinder waren am Nachmittag wieder beim Baden. Sie gehen
zu gern. So lange haben sie gebettelt, bis ich´s erlaubt habe. Ich bin heute
nicht mit. Erstens hatte ich zu tun, und dann war ich auch vom gestrigen
Schwimmen noch ganz müde und alles tat mir weh.
Von jetzt ab lernt Jörg auch lateinisch schreiben. Das
erste, was er heute geschrieben hat, war ganz gut. Seine neue Lehrerin mag Jörg
nicht so gern, wie die vorige. Sie haut nämlich schnell zu, wenn sie nicht
folgen. Aber bei den Buben ist es nötig, dass eine Lehrerin energisch ist.
Nachts ¾ 3 Uhr. Jetzt gehen wir wieder in´s Bett. Seit ¾ 1
waren wir im Keller. Heute waren die Flieger über uns, sind scheinbar nach der
Schweiz zurück.
29.8.
Heute Morgen waren wir noch ziemlich müde, aber jetzt haben
wir uns wieder aufgemuntert. Heute Nacht sind die Flieger in sehr großer Höhe
über uns geflogen. Auf einmal fingen die Sirenen in der Schweiz zu heulen an.
Gerade kam der Briefträger und brachte mir deinen lieben
Brief vom 16.8., den zweiten vom 16., in dem nun auch die Flugpostmarken sind,
ebenso 2. Zulassungsmarken für Päckchen. Ich warte nun noch deine genaue
Anweisung ab, was ich dir schicken soll und werde nachher ein Dienstpaket an
dich absenden.
Die Karte an Kurt schicke ich ab. Er hat seine alte
Feldpostnummer 19655 wieder erhalten.
Vorhin erhielt ich auch dein Geburtstagsgeschenk für mich,
50.-Mk. Kannst Du denn wirklich so viel entbehren? Gefreut habe ich mich ja
sehr darüber, und ich danke dir auch sehr. Sie werden einen Ehrenplatz auf dem
Geburtstagstisch einnehmen, du lieber Mann.
Nun will ich noch Einkaufen fahren und Essen kochen, damit
wir am Nachmittag rechtzeitig ins Theater kommen. Deinen lieben Brief
beantworte ich im Einzelnen morgen mit.
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