Mein liebster Ernst! Konstanz,
7.8.42
Heute war wieder ein besonderer Tag. Wir waren in Bregenz.
Wir hatten es uns schon am Abend vorher vorgenommen. ¼ 6 Uhr sind wir
aufgestanden und haben nach dem Wetter gesehen. Und welch Wunder, - der Himmel
war vollkommen wolkenlos. Das war eine Freude. Wir haben uns schnell fertig
gemacht und sind um 7 Uhr fortgegangen. Um 8 fuhr das Schiff. Wir hatten einen
guten Platz und haben die Fahrt richtig genossen. Um 12 waren wir in Bregenz.
Wir haben uns die Stadt angesehen und sind dann zur Pfänderbahn gegangen. Bis
unser Wagen an die Reihe kam (es waren Nummern ausgegeben worden), verging
etwas über eine Stunde. Dann ging die Fahrt los. Es war sehr schön. Auf dem
Pfänder haben wir uns die herrliche Aussicht angesehen. ¼ 4 Uhr ging unser
Wagen wieder zur Talstation, so dass wir noch gut unser Schiff, welches ¼ 5
fuhr, erwischten. Da hatten wir dann wieder eine herrliche Heimfahrt. Nach ¼ 9
waren wir daheim, d.h. am Hafen und gegen 9 Uhr in der Wohnung. Ich habe gleich
noch was zum Essen gekocht und nach dem Essen sind die Kinder in´s Bett
gegangen. Die Pfänderbahnfahrt war für uns alle ein Erlebnis. Wenn Du mal
Urlaub bekommst, erzähl ich dir alles genau.
Als wir heim kamen, fand ich deine lieben Briefe vom 29.,
31.7. und 1.8. vor. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Sie sind gar nicht
lange unterwegs gewesen. Die vorhergehenden Briefe fehlen ja noch. Ich habe
bisher die bis zum 19. Laufend, dann den Brief vom 22 und 27.7. erhalten.
8.8.
Gestern Abend konnte ich vor Müdigkeit nicht weiter
schreiben. Aber jetzt will ich deine Briefe beantworten. Wie ich aus allem
ersehe, seid ihr ja jetzt an einen ganz elenden Ort gekommen. Mit der
Sauberkeit ist es dort also auch nicht weit her. Bei uns kommt es einem schon
schmutzig vor, wenn man mal 1 oder 2 Tage nicht zum Kehren oder Wischen kommt.
Dort machen sie es ja bedeutend einfacher, mit Spaten und Unkrautbesen. Es ist
aber wohl besser, wir bekehren uns nicht zu der dortigen Arbeitsweise, meinst
Du nicht auch? Mit Betten wie in Frankreich ist es dort auch nichts und ihr
seid schon froh, wenn ihr ein richtiges Heulager habt. Wenn man noch elastisch genug
ist, diese Wechsel ohne großes Murren zu ertragen, dann geht es immer noch.
Sonst macht man sich ja das Leben noch schwerer. Auch bei mir taucht immer
wieder der Wunsch auf, dass du bald einmal auf Urlaub kommen möchtest, aber
wenn ich dann daran denke, dass du von den anderen Kameraden geschrieben hast,
dass sie teilweise 17 Monate nicht daheim waren, dann vergeht mir das Wünschen.
Bis zu 17 Monaten dauert es ja noch eine ganze Weile. Durch Sperrholzplatten
lässt es sich ja schlecht hindurch sehen, und bei der sparsamen Verwendung der
Glasscheiben, kann ich mir die Finsternis bei Euch gut vorstellen. Noch dazu,
wenn Bäume um´s Haus stehen. Einen davon ahbt ihr ja nun gefällt, wenn auch
nicht auf ganz vorschriftsmäßige Weise. Aber wenn nur der Zweck erreicht war.
Haben sie dir denn von der Einheit geschrieben, dass sie das
Geld, das ich ihnen geschickt hatte, weitergeleitet haben? Und hast du noch
Radioröhren besorgen lassen können? Die Luftpostmarken verwende ich bald
wieder. Ich hatte ja noch eine da. Aber eine will ich immer Reserve haben, wenn
mal was Eiliges zu schreiben ist.
Von Siegfried erhielt Erna gestern einen Brief, dass sie in
Singen ausgeladen haben. Er wäre gern mit nach Konstanz gekommen, aber sie
hatten nicht lange Aufenthalt. Das ist doch auch Pech, so nahe und man kann
sich doch nicht sehen.
Nun, lieber Ernst, muß ich wieder schließen. Es geht bei uns
jetzt alles ein bißchen im Tempo. Wir wollen noch nach Überlingen. Morgen, am
Sonntag, ist zu viel Betrieb. Da wollen wir nur auf den Tabor gehen. Am Montag
holt sich Erna die Fahrkarte und ich gehe einkaufen und am Dienstagmittag fährt
sie fort. Da gehen wir ja nicht mehr so oft fort, denn mein Bedarf für diesen
Sommer ist ja gedeckt. Ich freue mich auch wieder auf etwas Ruhe, d.h. Ruhe ist
es ja nicht, weil ich viel im Garten zu tun habe. Aber du weißt schon, wie ich
es meine. Es ist nicht mehr da viele Herumlaufen. Da soll aber nicht heißen,
dass mich diese Tage nicht gefreut hätten.
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