Montag, 14. August 2017

Brief 399 vom 9.8.1942


Mein liebster Ernst!                                       Konstanz, 9.8.42

Heute haben wir einen schönen, ruhigen Sonntag verlebt. Am Vormittag waren wir daheim und haben gekocht. Es gab zu Mittag Kartoffeln, Schweinefleisch, Soße, Kohlrabi und Apfelmus. Am Nachmittag sind wir auf dem Tabor gewesen, haben dann unseren üblichen Spaziergang hinter dem Tabor am Wald entlang gemacht und sind noch auf den Bismarckturm gegangen. Von da aus heim, wo wir Abendbrot gegessen haben. Bratkartoffeln mit reingeschnittener Wurst und Gurkensalat, hinterher noch ein Wurstbrot und dann Pudding. Vorhin haben wir gleich noch abgewaschen und sitzen nun beim Schreiben. Gerade kam die Sondermeldung von der Einnahme von Krasnodar.
Nun fährt ja Erna bald wieder weg. Es waren aber wirklich schöne Tage, die wir zusammen verlebt haben. Wir haben uns gut verstanden und Erna hat sich in alles so gut eingefügt, dass es gar keine Last war, Besuch zu haben. In diesen Ferien, die es ja auch für mich waren, sind wir ja viel herum gekommen. Wir hatten auch manchen Spaß. Abends geht Erna meist zuerst in´s Bett, während ich noch nach den Kindern sehe. Wenn ich dann in der Küche das Licht ausmache, geht es im selben Moment im Schlafzimmer an. Gestern hat Erna mir sogar gleich die Decke aufgeschlagen, als ich in´s Bett kam.
Wir haben wegen dieser Sachen schon viel gelacht und ich sagte schon, jetzt, wo ich sie soweit gezogen habe, dass sie pariert, fährt sie ab.
Wie Ihr Euch Illusionen macht über das, wohin Ihr am Abend gehen wollt, so machen wir es wegen dem Essen. Vor allem möchten wir allerhand Kuchen backen. Aber auch Aal, Hummer, Lachs, Rostbratwürste, Pfannkuchen, gebrannte Mandeln, Sahneeis usw. kommen im Gespräch vor. Wir sind aber schon zufrieden, wenn wir die Kochbücher ansehen, in denen diese Sachen abgebildet sind. Aber wir haben uns auch über manche Sachen der Wirtschaft unterhalten und sind fast immer gleicher Meinung gewesen. Erna ist ein verständiges Mädchen, bzw. Frau.
Nun ist der Bogen wieder zu Ende. Ich schreibe dir ja morgen auch wieder, da berichte ich dir dann wieder mehr. Für heute grüße und küsse ich dich wieder recht herzlich, Deine Annie.

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