Montag, 14. August 2017

Brief 403 vom 16.8.1942


Mein liebster Ernst!                                       Konstanz, 16.8.42

Der Sonntag ist zu Ende. Wir waren heute beim Baden. Es war wieder herrlich. Nach dem Baden sind wir noch ans Horn gegangen, da die Kinder so gern mal im Sand spielen wollten. Das haben sie dann auch getan, mussten hinterher aber nochmal ins Wasser steigen, so staubig waren sie. Mit ganz besonderem Vergnügen haben sie sich in einer Kabine an- und ausgezogen. Das war ihnen doch was Neues.
Da ich bald mit dem Eintreffen des Schrankes rechne, habe ich einige Veränderungen vornehmen müssen. Die Maschine habe ich jetzt in der Küche, und der Waschtisch steht an ihrer Stelle. Der Kleiderschrank steht an der alten Stelle, daneben das kleine Vorratsschränkchen und daneben soll der ankommende Schrank stehen. Vielleicht sieht es so besser aus, als wenn gleich zwei große Schränke zusammen stehen. Ich werde ja sehen, ob es so bleiben kann.
Von Siegfried erhielt ich gestern eine Karte, auf der er mir mitteilt, dass er vom Zug abgelöst sei und mit noch 5 Kameraden vorerst nach Eilenburg müsse, von wo es dann weiter gehe. Schreiben soll ich erst, wenn ich seine Adresse weiß. Wo er jetzt fort kommt, wäre es schön gewesen, wenn er von Singen aus hätte hier her kommen können. Wer weiß, ob er erst nochmal nach Leipzig fahren kann.
Jörg hat doch Primeln zum Geburtstag bekommen. Die ersten Tage hat er sich gar nicht so ums gießen gekümmert und ich habe einspringen müssen, sonst wäre alles vertrocknet. Als sie wieder mal so rumgegangen sind, habe ich sie ihm gezeigt und gesagt, wenn er die Blumen nicht richtig pflegt, kann er sie auch nicht behalten. Seit der Zeit springt er jeden Morgen und gießt fleißig, und die Blumen danken es ihm durch immer neue Blätter und Blüten. Da hat er seine Freude und sagt, die wachsen so schön, weil ich sie pflege. Die haben mich eben gern.
Nun schließe ich wieder und grüße und küsse dich recht herzlich, du mein lieber Ernst, Deine Annie.

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