Mein liebster Ernst! Konstanz,
3.8.42
Zwei Briefe habe ich heute vor dir erhalten, vom 19. Und
27.7. Letzterer kam mit Luftpost. Ich danke dir sehr dafür. Beim Schreiben des
ersten Briefes seid ihr ja noch unterwegs gewesen und habt allerlei erlebt.
Inzwischen erhielt ich den Brief, wo ihr gelandet seid und nach dem Brief vom
27. Baut ihr dort fest auf. Nötig wird es ja bestimmt sein, nachdem fast alles
kaputt ist. Dort machen sich also auch die Partisanen bemerkbar.
Am besten ist es ja, man macht sie unschädlich, sie sind ja
so heimtückisch. Wenn man sie nur alle fassen könnte.
3 Päckchen bzw. 4 kamen heute auch an. Nr. 20, 23 und zum
zweiten Mal eine Nr.25 mit Brot und Zigarren, dazu ein Päckchen ohne Nummer mit
Briefen. Jetzt habe ich bis 16 alle erhalten. Nr.17 (wahrscheinlich mit der
Schokolade für Jörg) fehlt noch. Dann habe ich 18, 19, 20, 23, 24, 25 und 25
bekommen.
Ich war heute nochmal mit Erna in der Stadt. Für Jörg habe
ich von Deinem Geld noch eine Hose bekommen. Das restliche Geld, 13.-Mk., habe
ich mit auf den Geburtstagstisch gelegt. Für Helga´s Geburtstag hat Erna jetzt
schon eine schöne Schürze gekauft, die noch bestickt werden muss. Nun will ich
Dir noch den Geburtstagstisch beschreiben. Jörg wird ja wie im Frieden
beschenkt.
Von Helga erhält er einen Stock Primeln, von Erna einen
Strauß Gladiolen und Nelken, sowie 5 .-Mk. Von Frau Diez kamen ein Paar Kniestrümpfe
an, Papa schickte durch Erna ein Buch, „England´s Verbrechen 1941“. Vielleicht
wird er noch ein bißchen zu klein dazu sein, aber man kann es ja aufheben. Dazu
noch ein Brief. Von Dir erhält er ja einen Brief, ein Paar Hosen, 13.-Mk., von
mir 1 kleines Holzschiff, 2 Reiter, 1 kleines Buch „Gesundheitsfibel“, 1
Läufer, Modellierbogen, Griffel, Pralinen. Was sagst Du nun? Ist das nicht
reichlich?
Dazu habe ich noch einen Streuselkuchen gebacken. Da es
heute regnet und wahrscheinlich auch morgen noch nicht schön sein wird, so dass
wir nicht nach dem Hohentwiel können, wollen wir in´s Kino und hinterher Eis
und Torte essen gehen. Erna hat uns dazu eingeladen. Bei schönem Wetter gehen
wir natürlich auf den Hohentwiel, das ist ja klar. Jörg ist schon voller
Spannung wegen morgen. Um 6 will er schon aufstehen, das hat er schon
angekündigt.
Erna sagte mir heute gerade, dass Papa den Wäscheschrank von
Mama bald an mich auf den Weg bringen will. Er fragte mich doch beim Begräbnis,
welchen Schrank ich später einmal haben wollte, und ich bezeichnete den von
Mama, da an ihm viele Erinnerungen hängen. Da die Frau nun ins Haus kommt,
fällt mir der Schrank jetzt schon zu. Gut brauchen kann ich ihn ja, nur muss
ich mir erst einen geeigneten Platz dafür aussuchen. Aber erst muss er mal da
sein. Lassen tue ich ihn der Frau ja nicht, wenn ich ihn bekommen kann.
Gestern konnte ich dir den Durchschlag des Briefes an Papa
nicht mitschicken, weil ich damit bis ½ 5 nicht fertig war. Heute hole ich das
nach.
Gegen 6 Uhr hatte es sich gestern aufgeheitert und wir sind
noch auf den Tabor gegangen. Plötzlich zog wieder ein Gewitter heran und es
fing an zu gießen. Glücklicherweise waren wir schon wieder im Wald, wo wir fast
gar nicht nass wurden. Wir haben unter den Bäumen den Regen abgewartet und sind
dann heimgegangen. Schön war der Spaziergang doch und wir hatten auf dem Tabor
eine herrliche Aussicht.
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