Mein liebster Ernst
! Konstanz, 17.6.44
Viel weiß ich heute nicht zu berichten, dafür kann ich Dir
aber eine andere Freude bereiten, ich kann Dir einige Bilder mitschicken.
Leider nicht alle, wegen dem Briefgewicht.
Aber es wird Dich auch so freuen. Du bekommst sie nach und
nach zugeschickt, bis alle 14 beieinander sind. 2 Bilder sind nichts geworden.
Da sind die Köpfe nicht drauf Und damit wir redlich teilen, hast Du und ich je
eine von den Aufnahmen gemacht.
Bei dem einen stehst Du mit Vater vorm kleinen
Stachelbeerbäumchen, beim anderen
spiele ich mit den Kindern Ball. Das ist ja nur ein
kleiner Ausfall, dafür sind die anderen Aufnahmen soweit ganz ordentlich
geworden. Auf jeden Fall sind es wieder liebe Erinnerungen. Wenn ich die Bilder
anschaue, kann ich mir den Urlaub wieder genau vorstellen. Was sagst Du zu dem
Bild, auf dem ich Fußball spiele? Und wie gefällt Dir Dein lustiges Bild? Doch
ganz ausgezeichnet. Da hast Du mir so frech eine Fratze geschnitten und nun bist
Du so im Bild festgehalten. Besser
konnte das knipsen gar nicht klappen. Das ist mal unsere Meinung. Deine
auch? Ich mache ja auch eine lustige
Figur, wie ich so auf einem Bein stehe und dem Ball nachschaue. Als wir es
sahen, haben wir sehr lachen müssen. Wir wissen ja, wie das Bild entstanden ist
und ich denke, daß es Dich auch freut. Heute morgen habe ich mal nur gestopft,
nachdem ich gestern schon alles geputzt hatte. Am Nachmittag bin ich mit Helga
in die Stadt gegangen. Ich habe ein Paar nette braune Holzschuhe bekommen.
10,20 M haben sie gekostet. Jörg war inzwischen daheim und hat sich ein
Langrohrgeschütz gebaut. Aus einer Filmhülle, (also aus dem rot/schwarzen
Papier, welches um einen Film herum liegt und auf dem die Nummern stehen,
besteht das Rohr. Es ist zusammengedreht und langgezogen. Unten ist ein Brett
mit 4 Rädern. Darauf steht eine Pappschachtel, oben mit einer länglichen
Öffnung, damit sich das Rohr bewegen kann. Neben der Öffnung sind in Abständen
Nägel angebracht, in welche eine Pappscheibe geschoben wird. Damit kann man das
Rohr verstellen. An der Seite ist eine Tür und zu dem fahrbaren Brett herunter
gehen mehrere Stufen. Jetzt hat sich Jörg noch ein Stück Gardine gefärbt und
getarnt. Das gibt das Tarnnetz. Ich muß sagen, zum basteln hat Jörg viel
Geschick. Nun ist der Brief doch gleich
vollgeschrieben. Ich dachte erst gar nicht, aber nun ist mir doch noch
verschiedenes eingefallen. Aber jetzt
laß mich bitte schließen. Jörg ist gerade ins Bett gesprungen, ich will noch
mit ihnen beten.
Du, mein lieber Schatz, sei recht oft und innig gegrüßt
und geküßt von Deiner Annie.
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