Montag, 15. Mai 2017

Brief 325 vom 15.5.1942


Liebster Ernst!                                                 Konstanz, 15.5.42

Nachdem ich bereits deinen Brief vom 4.5 erhielt, kam heute mit ziemlicher Verspätung der vom 26.4. Du schreibst darin, ich soll dir ja kein Gebäck schicken. Leider ist das nun schon geschehen. Du musst es nicht übel nehmen. Deinen Wunsch nach einem Besteck und einem Löffel habe ich heute gleich erfüllt. Das alte Eisenbesteck von dir habe ich aber nicht geschickt, sondern ein neues mit einem rostfreien Messer gekauft. Die Bestecke haben sie extra für Soldaten, und ich finde, sie sehen schöner aus, wie die Eisenbestecke, die immer rosten. Ich schicke das Päckchen heute weg. Die Butterdose konnte ich heute Vormittag nicht bekommen, da die einschlägigen Geschäfte nur von 2 – 7 Uhr verkaufen. Sicher ist es ja noch nicht, ob ich etwas bekomme, aber versuchen werde ich es.
Die letzte Strecke deiner Reise hast du ja in einem ganz besonderen Express zurückgelegt. Nur schade, dass du dich noch dabei erkälten musstest. Hoffentlich ist es wieder gut.
Ich hoffe, dass du diesmal richtige Vorgesetzte bekommen hast. Wie du schreibst, hat dir ja der Ober-Kriegsverwaltungsrat gleich einen guten Eindruck gemacht. Hoffentlich hält der Eindruck an.
Mit den Briefumschlägen habe ich es also recht gemacht, dass ich immer einige mitgeschickt habe. Ich werde es auch weiterhin so machen, nachdem du nun in deinem Brief darum gebeten hast.
Aus dem Ahnenpaß habe ich die Michel´sche Linie abgeschrieben. Das andere brauchst du doch wohl nicht. Der Pfarrer aus Groß-Rosenberg hatte zuletzt geschrieben, dass er weiter keine Angaben mehr machen könne. Was in den Büchern zu finden gewesen sei, habe er uns geschrieben.
Die Hälfte der Steine für Feuerzeuge habe ich dir heute mitgeschickt, die anderen sende ich morgen.
Ich will nun noch in die Stadt fahren und schließe deshalb heute schon. Sei recht herzlich gegrüßt und geküsst von Deiner Annie.

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