Liebster Ernst! Konstanz,
15.5.42
Nachdem ich bereits deinen Brief vom 4.5 erhielt, kam heute
mit ziemlicher Verspätung der vom 26.4. Du schreibst darin, ich soll dir ja
kein Gebäck schicken. Leider ist das nun schon geschehen. Du musst es nicht
übel nehmen. Deinen Wunsch nach einem Besteck und einem Löffel habe ich heute
gleich erfüllt. Das alte Eisenbesteck von dir habe ich aber nicht geschickt,
sondern ein neues mit einem rostfreien Messer gekauft. Die Bestecke haben sie
extra für Soldaten, und ich finde, sie sehen schöner aus, wie die
Eisenbestecke, die immer rosten. Ich schicke das Päckchen heute weg. Die
Butterdose konnte ich heute Vormittag nicht bekommen, da die einschlägigen
Geschäfte nur von 2 – 7 Uhr verkaufen. Sicher ist es ja noch nicht, ob ich
etwas bekomme, aber versuchen werde ich es.
Die letzte Strecke deiner Reise hast du ja in einem ganz
besonderen Express zurückgelegt. Nur schade, dass du dich noch dabei erkälten
musstest. Hoffentlich ist es wieder gut.
Ich hoffe, dass du diesmal richtige Vorgesetzte bekommen
hast. Wie du schreibst, hat dir ja der Ober-Kriegsverwaltungsrat gleich einen
guten Eindruck gemacht. Hoffentlich hält der Eindruck an.
Mit den Briefumschlägen habe ich es also recht gemacht, dass
ich immer einige mitgeschickt habe. Ich werde es auch weiterhin so machen,
nachdem du nun in deinem Brief darum gebeten hast.
Aus dem Ahnenpaß habe ich die Michel´sche Linie
abgeschrieben. Das andere brauchst du doch wohl nicht. Der Pfarrer aus
Groß-Rosenberg hatte zuletzt geschrieben, dass er weiter keine Angaben mehr
machen könne. Was in den Büchern zu finden gewesen sei, habe er uns
geschrieben.
Die Hälfte der Steine für Feuerzeuge habe ich dir heute
mitgeschickt, die anderen sende ich morgen.
Ich will nun noch in die Stadt fahren und schließe deshalb
heute schon. Sei recht herzlich gegrüßt und geküsst von Deiner Annie.
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