Sonntag, 7. Mai 2017

Brief 319 vom 7./8.5.1942


7.5.

Mein liebster Ernst!  

Zwei Tage habe ich nicht geschrieben. Ich hatte aber immer zu tun. Am Montagnachmittag war es Helga nicht gut und am Abend hatte sie etwas Fieber und Kopfweh. Ich habe sie für 2 Tage in´s Bett gesteckt und heute ging es ihr wieder gut, sodass sie morgen wieder in die Schule gehen will. Einen tüchtigen Schnupfen hat sie noch. Im Garten habe ich auch etwas geschafft. Unkraut entfernt, bei den verschiedenen Sachen geharkt, die Dahlien ausgepflanzt. Seit gestern bin ich beim nähen, was ich auch morgen noch tun will.
Von Papa erhielt ich einen Brief, den ich dir mit einem durchschlag übersende. Den Durchschlag hatte er für dich mit beigefügt. Ich antworte ihm in den nächsten Tagen.
Der Koffer von Leipzig ist auch angekommen. Ich habe ihn gleich leer gemacht und zurück geschickt.
Von dir erhielt ich heute den Brief aus Lemberg vom 21.4. Ich habe mich mächtig darüber gefreut. Es ist so schön, dass du immer so lieb an uns denkst. Die besten Eindrücke hast du ja von dieser Stadt auch nicht bekommen. Das Elend muss ja sehr groß sein. Da merkt man erst doppelt, wie gut man es hier in Deutschland doch hat. Deine Schilderungen haben mich sehr interessiert.
Von Herrn Wittenburg erhielt ich heute eine Karte. Er schreibt, dass er den Spieß vertreten müsse und dadurch so viel Arbeit gehabt habe, dass er die Päckchen nicht eher fortschicken konnte. Am 25.4. habe er sie alle ab gesandt. Ich sollte dir viele Grüße ausrichten, und er hofft, dass er auch Nachricht von dir bekommt.
Die 11 Päckchen trafen heute auch ein. Alles war gut erhalten, bis auf zwei Apfelsinen. Also kein großer Verlust. Du hast wieder viele schöne Sachen geschickt, für die wir dir herzlich danken. In Gedanken gebe ich dir recht viele Küsse dafür.
Von den Zigarren und dem Tabak habe ich Vater einen Teil gegeben. Den anderen Teil hebe ich noch eine Weile auf.

8.5.
Mein liebster Ernst!  

Vorhin kamen deine lieben Briefe vom 24. und 25., in denen du mir deine neue Feldpostnummer schreibst. Ich beantworte dir die Briefe heute Abend und schicke erst das bisher geschriebene fort, damit Du bald einen Brief von uns erhältst.
Ich grüße und küsse Dich vielmals recht herzlich. Deine Annie.

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