Lieber Ernst! 30.Juli 40.
Heute ist kein Brief von Dir
gekommen. Von Kurt ist ein Brief mit einem Bild gekommen. Er sieht gut darauf
aus. Wenn ich das noch aufhänge, habe ich dann Bilder von drei Soldaten. Das
langt doch.
Vorgestern habe ich im Brief das
Bild vom Beutewein vergessen. Ich schicke es nun heute mit.
Heute habe ich 1 ½ Pfund Tomaten
geerntet und wieder 2 Pfund Falläpfel. Da gibt es wieder prima Apfelmus. Leider
ist das Wetter heute wieder nicht schön, sondern ganz gewittrig.
Von Herrn Maier soll ich einen
Gruß bestellen. Er fragte, ob Du noch in Lille wärst. Auf meine Bejahung war
seine Antwort typisch: Na, da ist er ja gut versorgt.
Jörg freut sich schon sehr auf
seinen Geburtstag. Er ist schon ganz neugierig. Helga hätte am liebsten gleich
am selben Tag mit Geburtstag.
Denk Dir mal, an was für eine
Arbeit ich mich heute gemacht habe. Ich habe die Kakteen aus den 2 Schalen
umgetopft. Ob die Erde richtig ist, weiß ich nicht, aber vorläufig sind sie
wenigstens einmal auseinander. Was sagst Du nun. Vielleicht freut es Dich doch
ein bißchen.
Die ersten Brombeeren sind auch
schwarz. Da so wenig Sonne scheint, werden sie so einzeln hintereinander
schwarz, was ja zum Einkochen nicht so günstig ist. Nun, lieber Ernst! Jetzt will ich schließen. Ich freue mich schon
auf Deinen nächsten Brief. Sei rech
herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Annie.
Mein lieber Mann! Konstanz, 31.Juli 1940
Heute früh kamen Deine zwei
lieben Päckchen an, aber wieder kein Brief von Dir. Für die schönen Sachen, die
Du mir geschickt hast, danke ich Dir recht sehr. Sie sind wirklich schön. Der
Schal gefällt mir sehr gut. Hab also vielen Dank.
Der letzte Brief, den ich bisher
von Dir bekommen habe, ist vom 21.7. Mal sehen, ob heute Nachmittag wieder
einer kommt.
Ich habe heute sechs Pfund Bohnen
abgenommen. Davon will ich heute die
ersten fünf Gläser sterilisieren. 1 ½ Pfund Falläpfel hat es auch wieder
gegeben.
Von Jörg soll ich Dir auch
schreiben, daß nun nach 3 Tagen sein Geburtstag kommt und daß er sich fest
freut. Nun ist der Briefträger wieder
vorbei ohne mir einen Brief von Dir zu bringen. Da ich so ge(ver)wöhnt bin, daß
Du regelmäßig schreibst, mache ich mir Sorge, ob etwas mit Dir passiert ist
oder ob Du krank bist.
Wenn nur der Tag und die Nach
schon herum wär, daß der Briefträger wieder kommt. Ich warte so sehnsüchtig auf
einen Brief und kann mich an den mir geschenkten Sachen noch gar nicht so
richtig freuen, da ich nicht weiß, ob Du gesund bist.
Einen kleinen Gruß aus unserem Garten
schicken wir Dir heute mit, wenn es auch nur ein getrockneter ist. Ich hatte vom Umtopfen noch ein paar kleine
Kakteen übrig, die ich wegwerfen wollte. Jetzt haben sie sich die Kinder in
Töpfe getan und an ihr Fenster gestellt. Sie sind jetzt sehr stolz darauf.
Die Briefmarken, die in Deinem
Päckchen lagen, habe ich zu Deinem Album getan. Lieber Ernst! Nun will ich Schluß machen. Ich will den Brief noch
wegschaffen und dann geht es noch weiter am Bohnen schneiden. Ich grüße und
küsse Dich recht herzlich und habe Dich so sehr lieb. Behalte auch lieb Deine
Annie.
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