Mein lieber Ernst! Konstanz,
2.7.40
Heute kommst Du ein bißchen zu kurz mit dem schreiben, was
Du mir aber nicht übel nehmen wirst.
Gestern früh habe ich ja einen Brief an Dich abgeschickt.
Nun wollte ich gestern Abend noch etwas schreiben, aber ich bin einfach nicht
dazu gekommen.
Nachdem ich gestern früh eingekauft hatte, habe ich den
ganzen Tag im Garten geschafft. Vor allen Dingen habe ich das ganze Kraut
gehackt, denn vom angießen war der Boden ziemlich fest geworden. Dann habe ich
mich wieder übers Unkraut hergemacht und an die Tomaten habe ich größere Stöcke
getan.
Heute Vormittag hatte ich Wäsche, da bin ich auch nicht zum
schreiben gekommen und nachher will ich gleich noch bügeln. Ich habe heute
strahlenden Sonnenschein zum trocknen.
Zur Erleichterung des größeren Stachelbeerbäumchens habe ich
gestern 4 Pfund abgemacht und Marmelade gekocht. Die anderen laß ich noch eine
Weile hängen.
Diesen Monat gibt es Quark ohne Marken und auf alle Käse
bezw. Quarkscheine Käse. Da werde ich öfter mal Quark holen, denn den essen wir
gern.
Helga geht jetzt gerade in die Schule. Sie hat heute bis ½ 6
Unterricht,. Nun ist die Zeit vorbei,
wo Post kommen könnte. Es ist nichts gekommen. So schicke ich den Brief nun
weg.
Vielleicht kommt morgen früh ein lieber Brief von Dir. Bleib gesund, mein lieber Ernst und laß Dir
nichts passieren. Sei recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Annie. Es ist ein ziemlich prosaischer Brief
geworden, denn er handelt fast nur vom Garten, aber glaube mir, er ist doch mit
viel Liebe geschrieben.
Lieber Ernst! Konstanz,
3.7.40.
Vorhin kamen 2 Briefe von Dir an, vom 30.6. und vom 1.7. Hab
recht herzlichen Dank dafür. I
ch glaube Dir gern, daß Du früh recht müd´ bist, wenn Du
nachts immer in den Keller mußt. Solange es noch geht, schlafe Dich nur früh
aus.
Solltest Du noch Geld brauchen, so schreibe mir nur. Ich
hebe dann etwas von der Sparkasse ab.
Ich werde nicht neidisch, sondern ich freue mich, wenn es Dir gut geht.
Erzählen muß Du mir natürlich später noch davon.
Auch über die Prospekte habe ich mich gefreut, sehe ich
doch, wo Du ungefähr bist.
Daß wir Dir‘s ein bißchen gemütlich gemacht haben als Du
hier warst, ist doch selbstverständlich, denn wir haben Dich doch alle Drei
sehr lieb. Ich habe nur den einen Wunsch, daß Du uns nicht vergißt und uns lieb
behältst.
Kommt der Herr, mit dem Du zusammen bist, auch nach Lille
oder nur Du?
Von Vater soll ich Dir auch recht herzliche Glückwünsche zum
Geburtstag ausrichten. Von meinen Eltern kam auch eine Karte für Dich, die ich
beilege. Das ist nun der letzte Brief, den ich nach Köln schicke, da ich nicht
weiß, ob Dich weitere Briefe noch erreichen.
Auch wir gratulieren Dir nochmals herzlich zum Geburtstag. Komm uns
gesund wieder und vergiß uns nicht. Sei vielmals herzlich gegrüßt und geküßt
von Deiner Annie, Helga und Jörg.
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