Donnerstag, 2. Juli 2015

Brief 25 vom 2.und 3.7.1940


Mein lieber Ernst!                                                                       Konstanz, 2.7.40

Heute kommst Du ein bißchen zu kurz mit dem schreiben, was Du mir aber nicht übel nehmen wirst.
Gestern früh habe ich ja einen Brief an Dich abgeschickt. Nun wollte ich gestern Abend noch etwas schreiben, aber ich bin einfach nicht dazu gekommen.
Nachdem ich gestern früh eingekauft hatte, habe ich den ganzen Tag im Garten geschafft. Vor allen Dingen habe ich das ganze Kraut gehackt, denn vom angießen war der Boden ziemlich fest geworden. Dann habe ich mich wieder übers Unkraut hergemacht und an die Tomaten habe ich größere Stöcke getan.
Heute Vormittag hatte ich Wäsche, da bin ich auch nicht zum schreiben gekommen und nachher will ich gleich noch bügeln. Ich habe heute strahlenden Sonnenschein zum trocknen.
Zur Erleichterung des größeren Stachelbeerbäumchens habe ich gestern 4 Pfund abgemacht und Marmelade gekocht. Die anderen laß ich noch eine Weile hängen. 
Diesen Monat gibt es Quark ohne Marken und auf alle Käse bezw. Quarkscheine Käse. Da werde ich öfter mal Quark holen, denn den essen wir gern. 
Helga geht jetzt gerade in die Schule. Sie hat heute bis ½ 6 Unterricht,.  Nun ist die Zeit vorbei, wo Post kommen könnte. Es ist nichts gekommen. So schicke ich den Brief nun weg.
Vielleicht kommt morgen früh ein lieber Brief von Dir.  Bleib gesund, mein lieber Ernst und laß Dir nichts passieren. Sei recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Annie.  Es ist ein ziemlich prosaischer Brief geworden, denn er handelt fast nur vom Garten, aber glaube mir, er ist doch mit viel Liebe geschrieben.


 Lieber Ernst!                                                                       Konstanz, 3.7.40.

Vorhin kamen 2 Briefe von Dir an, vom 30.6. und vom 1.7. Hab recht herzlichen Dank dafür. I
ch glaube Dir gern, daß Du früh recht müd´ bist, wenn Du nachts immer in den Keller mußt. Solange es noch geht, schlafe Dich nur früh aus.
Solltest Du noch Geld brauchen, so schreibe mir nur. Ich hebe dann etwas von der Sparkasse ab.  Ich werde nicht neidisch, sondern ich freue mich, wenn es Dir gut geht. Erzählen muß Du mir natürlich später noch davon.
Auch über die Prospekte habe ich mich gefreut, sehe ich doch, wo Du ungefähr bist. 
Daß wir Dir‘s ein bißchen gemütlich gemacht haben als Du hier warst, ist doch selbstverständlich, denn wir haben Dich doch alle Drei sehr lieb. Ich habe nur den einen Wunsch, daß Du uns nicht vergißt und uns lieb behältst. 
Kommt der Herr, mit dem Du zusammen bist, auch nach Lille oder nur Du? 
Von Vater soll ich Dir auch recht herzliche Glückwünsche zum Geburtstag ausrichten. Von meinen Eltern kam auch eine Karte für Dich, die ich beilege. Das ist nun der letzte Brief, den ich nach Köln schicke, da ich nicht weiß, ob Dich weitere Briefe noch erreichen.  Auch wir gratulieren Dir nochmals herzlich zum Geburtstag. Komm uns gesund wieder und vergiß uns nicht. Sei vielmals herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Annie, Helga und Jörg.


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