22.4.
Mein liebster Ernst! Ich
bekam deinen lieben Brief vom 19.4., den du auf der Fahrt geschrieben hast. Das
hat mich sehr gefreut, dass du auch unterwegs noch an uns gedacht hast.
Den Koffer habe ich heute auf
dem Bahnhof abholen können. Einen Schlüssel habe ich noch hier, sodass ich alle
Sachen versorgen konnte. Es ist alles gut angekommen.
Am Geburtstag von Mama habt
ihr also ihr Grab besucht. Das Grab von deiner Mutter und deinem Bruder
konntest du ja auch mit besuchen. Wenn der Efeu auf dem Grab von deiner Mutter
anwächst, wäre es ja gut. Dass er bisher einfach nichts werden wollte, ist
dumm. Ein Grab sieht dadurch gleich schöner aus.
Scheinbar hat es dir in
Leipzig gut gefallen, denn du bist ja voller Lob.
Von Siegfried erhielt ich
einen kurzen Brief, eigentlich nur einen Gruß, den er wegen der Führermarke
geschickt hat. Nun besitzt du sie gestempelt und ungestempelt.
Ich mache nun Schluß und gehe
schlafen, denn mir tut schon den ganzen Tag der Kopf weh. Das Geld habe ich
heute an Erna geschickt. Im Garten habe ich nichts geschafft, denn es hat immer
etwas geregnet. Ich muß mich auch mal ausruhen.
23.4.
Mein liebster Ernst!
Heute bekam ich den zweiten
Brief vom 19., den du in Krakau geschrieben hast. Ich habe mich sehr gefreut, dass
du so lieb immer an uns denkst.
Nun weißt du also, wohin du
kommst. Ich habe den Ort gleich auf der Karte gesucht und gefunden. Es ist
ziemlich nahe der Front. Die Fahrt dauert ja reichlich lange, und wenn du nach
6 Tagen angekommen sein wirst, dann wirst du aufatmen. Du musst ja ganz krumm
von der ewigen Fahrerei werden. Jetzt bist du ja gerade in die Schneeschmelze
hinein geraten. Das wird die Straßenverhältnisse auch nicht verbessern. Es war
eigentlich gut, dass du erst noch in Leipzig warst, da hast du die Fahrt mal
für 2 Tage unterbrochen, sonst wärst du ja fast 2 Wochen nur auf der Bahn
gewesen.
Für die gesparten
Urlaubsmarken danke ich dir. Du hast doch sicher etwas davon in Leipzig
abgegeben für´s Essen, nicht wahr? Oder wollen sie keine haben?
Wie ist das eigentlich, muss
ich noch an einen Kameraden in Frankreich Geld schicken? Denn alles wirst du
doch sicher nicht bezahlt haben. Von den 11 Päckchen ist übrigens bis jetzt
noch keins eingetroffen. Entweder geht es diesmal so lange, oder sie haben es
vergessen, mit wegzuschicken. Denn du wirst sie doch sicher jemand gegeben
haben, da doch am Sonntag keine Päckchen weggeschickt wurden.
Von Elsa erhielt ich einen
Brief. Erhard Tillner ist tatsächlich am 22.12.41 gefallen. Seine Eltern sind
noch ganz verzweifelt.
25.4.
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