Mein lieber Ernst ! Konstanz, 30.3.42
Einen Brief habe ich heute nicht von Dir bekommen, dafür
aber die Päckchen Nr.24, 25, 27 und 28 mit Zucker. Ich habe mich wieder sehr
darüber gefreut und danke dir dafür.
Von Nanni kam beifolgender Brief. Der Krieg macht sie
scheinbar ganz kaputt, jedenfalls kommt es mir nach dem Brief so vor.
Nun habe ich dir gestern zwei Briefe geschrieben, aber bei
jedem habe ich vergessen, zu sagen, dass ich mit Deinem Brief die Umschläge und
die Durchschläge der Briefe an Papa und Kurt bekommen habe. Das mit dem
Mantelstoff hast du also schon entschieden. Erna wird sich zwar ärgern, aber
das können wir nicht ändern.
An Kurt will ich für Ostern auch noch schreiben. Ich habe
von den Urlaubsbildern, wo wir mit Vater zusammensitzen und von 2 Bildern von
dir noch Abzüge machen lassen, die ich mit einem Bild von mir zusammen ihm
hinschicken werde. Von den Kindern hat er ja erst vor kurzem welche erhalten.
Ich hoffe, dass er sich freuen wird.
Ich habe heute etwas Oster-Kleingebäck gebacken. Davon
schicke ich ihm auch ein paar Stück. Viel ist es ja nicht, aber man kann eben
nicht im gewohnten Umfange backen. Dir kann ich ja jetzt nichts zuschicken, da
es so ungewiß ist, ob es dich dort noch antrifft. Aber aufheben tue ich dir
deinen Teil. In einer Blechdose hält es sich ja und sicher ergibt sich die
Gelegenheit, wo ich es dir schicken kann.
Die Woche habe ich heute Morgen gleich mit dem Klopfen der
Matratzen und dem putzen der Betten begonnen. Morgen hoffe ich mit der
Gartenarbeit beginnen zu können und übermorgen habe ich Wäsche. Dann kommen ja
bald die Feiertage. Heute Nachmittagmuss ich noch zum einkaufen fahren. Ich
will nur noch warten, ob der Briefträger noch etwas bringt.
Es ist nun ¼ 5 Uhr und der Briefträger hat nichtsgebracht.
Inzwischen habe ich das kleine Päckchen für Kurt fertig gemacht. Ich nehme es
gleich mit in die Stadt.
Nun laß mich schließen. Sei recht herzlich gegrüßt und
geküsst von Deiner Annie.
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